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Bauen am Hochufer

glatte und gespitzte Betonoberflächen für einen Bürobau mit kultureller Nutzung
Bauen am Hochufer

Oberhalb der Isar entstand in Baierbrunn ein neues Verlagsgebäude mit integriertem Veranstaltungssaal. Eine Herausforderung für alle Baubeteiligten waren der komplizierte Baugrund und die hohen Sichtbetonanforderungen bei weitgespannten Decken. Heidelberger Beton hat verschiedene Betone für die jeweiligen Anforderungen geliefert.

~Susanne Ehrlinger und Dr. Robert Lukas

Bauen am Hochufer
Das neue Verlagsgebäude der Isartalmedien in Baierbrunn südlich von München öffnet sich mit einer breiten Glasfront in das angrenzende Landschaftsschutzgebiet. Aus dem Veranstaltungssaal blicken die Besucher hinaus in einen Skulpturengarten, der die kulturelle Ausrichtung des Hauses nach außen trägt. Der Saal ist das Herzstück des Gebäudes, das Büroflächen sowie den Konzert- und Tagungssaal unter einem Dach vereint. Die Idee zu dieser Mehrfachnutzung geht auf den Verlagsgründer Rolf Becker zurück, einen Förderer und Kunstliebhaber, der – im Unterschied zu bereits bestehenden Verlagsgebäuden vor Ort – nicht nur einen weiteren Bürobau für die wachsende Mitarbeiterzahl realisieren wollte, vielmehr soll an diesem Standort auch Raum für Konzerte, Kammermusik und Vorträge entstehen.
Versteckte Grösse
Für ihren Entwurf, der die divergierenden räumlichen Ansprüche vereint, nutzten die Münchner Architekten Baumstark und Bielmeier die Topografie des am Hang liegenden Geländes: Zur Straße hin orientiert sich ein dreigeschossiger Baukörper mit einer gegliederten Lochfassade und zurückversetztem DG, welcher das übliche Raumprogramm für unterschiedliche Büronutzungen bietet. Dass das Haus auf einem stützenfreien Saal steht, der wie eine Art Hörsaal im Halbrund aufgebaut ist, erschließt sich erst von der Talseite aus. Hier deutet sich auch die eigentliche Dimension des Bauwerks an: Drei UGs beherbergen die Konzertetage mit Auditorium für über 180 Gäste und Foyer sowie Räume für Lager, Technik und die Tiefgarage.
Als im Frühjahr 2013 mit der Baugrube begonnen werden konnte, hatten die Planer bereits verschiedene Probebohrungen und eine längere Genehmigungsphase hinter sich. Um den Baugrund zu stabilisieren und den großen unterirdischen Baukörper aus wasserundurchlässigem Beton (WU) in festem Grund verankern zu können, sah das Konzept des Münchner Ingenieurbüros ISP Scholz einen zusätzlichen Aushub des nicht tragfähigen Seetons mit Bodenaustausch und den Bau einer über 17 m hohen Bohrpfahlwand vor. Jeder zweite der Pfähle wurde mit einem Spezial-Drainagebeton von Heidelberger Beton, Bereich München, gefertigt, der über die gesamte Höhe entsprechende Durchlässigkeit bietet und somit dauerhaft einen gezielten Wasserfluss über das ausgeführte Drainagesystem garantieren kann.
Abgesehen von seiner multifunktionalen Nutzung und dem problematischen Baugrund galt es außerdem, die geforderten Sichtbetonflächen in SB4-Qualität und sehr hoher Druckfestigkeitsklasse auszuführen. Aufgrund der hohen statischen Anforderungen wurde u. a. eine Spezialrezeptur mit sehr hoher Betongüte, hoher Druckfestigkeitsklasse C50/60 sowie Verformungsbegrenzung (E-Modulanforderungen) verwendet. Den Bauherren und Architekten stand der Betontechnologe Prof. Christoph Dauberschmidt von der Hochschule München zur Seite. In Zusammenarbeit mit Dr. Robert Lukas und Björn Callsen von Heidelberger Beton wurde die für das Bauvorhaben passende Rezeptur entwickelt, die anhand von Musterbauteilen im Vorfeld getestet wurde – auch, um zu prüfen, welche Oberflächenbearbeitung möglich ist. Der Eindruck der sichtbaren Betonflächen der Tragkonstruktion im Saal und an der Fassade sollte durch z. T. steinmetzartigen Oberflächenbearbeitungen verstärkt werden. Für alle Anwendungen wurden die jeweils passenden Betone hergestellt und geliefert.
Akustisch wirksame Sichtbetonoberflächen
Auch für die Akustik des Konzert- und Veranstaltungssaals sind neben der Kubatur des Raums und den akustisch wirksamen Holzeinbauten die sichtbaren Bauteile des Tragwerks ausschlaggebend. Im Saal in Baierbrunn bilden seitlich angeordnete, 4-5 m hohe Pfeiler und parallel verlaufende Deckenträger mit über 23 m freier Spannweite die Tragkonstruktion. Zur Realisierung der raumakustischen Anforderungen hatte der Bauherr das darauf spezialisierte Unternehmen Müller-BBM aus Planegg mit ins Boot geholt. So gelang es, Sichtbeton im Saal als bestimmendes Thema auch unter den raumakustischen Vorgaben zu positionieren. Die Sichtbetonträger, zwischen denen später akustisch wirksame Eichenholzlamellen verlaufen, wurden angeschliffen, sodass die Körnung der Zuschlagstoffe sichtbar wird – nach Art eines Terrazzo. An den Unterseiten der Träger galt es bei der Herstellung der Sichtbetonoberflächen auch auf deren hohe Bewehrungsdichte und die erforderliche Überdeckung zu achten. Auch die hohen Pfeiler in Sichtbetonqualität SB4 mit glatten, angeschliffenen Oberflächen verlangten vom Bauunternehmen Grossmann aus Rosenheim Know-how in Sachen Betonbau. Zum Einsatz kamen spezielle Rüttler, die es ermöglichten, bis zum Grund der hohen Schalung gleichmäßig zu verdichten.
Im Außenbereich kam ebenfalls Sichtbeton als markantes Element zum Einsatz: An der Brüstungsmauer und an den Wandflächen, die die Glasfassade des Saals wie ein Portal umrahmen, wurde der Beton steinmetzartig bearbeitet. Durch großflächiges Spitzen wurden die glatten Betonoberflächen gebrochen. Die Laibungen und der obere Brüstungsabschluss wurden im Kontrast zur gespitzten Fläche gestockt. Bei beiden Bearbeitungsmethoden entsteht eine einheitlich raue Oberfläche, je nach Bearbeitung in unterschiedlicher Intensität und Tiefe – beim Spitzen grob, beim Stocken mit feinerer Textur. Im Bereich der steinmetzartigen Bearbeitung des Betons rund um die Glasfassade des Konzertsaals wurde bei der Betonage eine zusätzliche Verschleißschicht eingeplant. Sie ist nötig, damit auch nach dem Spitzen bzw. Stocken noch eine ausreichende Überdeckung der Bewehrung gewährleistet ist. Architekt Johannes Baumstark sieht einen weiteren Vorteil: »Betonierabschnitte oder Schalungsfugen können durch die Oberflächenbearbeitung des Spitzens kaschiert werden. Man sieht in der fertigen Oberfläche somit keine Ankerlöcher oder Schalplattenstöße und es entsteht das gewünschte, monolithische Erscheinungsbild.«
Susanne Ehrlinger ist freie Autorin für HeidelbergCement. Robert Lukas ist Leiter des Bereichs Qualität Südostbayern bei Heidelberger Beton.

Projekt: Bürogebäude mit Konzert-/Veranstaltungssaal und TiefgarageBauherr: Isartalmedien, BaierbrunnArchitekten: Baumstark Bielmeier Architekten, MünchenTragwerksplaner: ISP Scholz Beratende Ingenieure, MünchenTiefbau: Wöhrl Spezialtiefbau, HohenwartBauunternehmen: GROSSMANN Bau, RosenheimBeratung Akustik: Müller-BBM, PlaneggExterne Beratung Betontechnologie: Prof. Dr.-Ing. Christoph Dauberschmidt, Hochschule MünchenBeton und Beratung: Heidelberger Beton; 6 600 m3 in Liefergemeinschaft mit Rohrdorfer Transportbeton, davon ca. 2 000 m3 Sichtbeton SB4 mit Spezialrezeptur C50/60 mit VerformungsbegrenzungBeton Spezialtiefbau: 3 000 m3 Bohrpfahlbeton, davon ca.  1 400  m3 DrainagebetonZement: HeidelbergCement, Lieferwerk BurglengenfeldBRG: 6 462 m2BRI: 32 303 m3Fertigstellung: 2016
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