Stadtforschung in Kunst, Architektur und Theorie. Hrsg. von Elke Krasny und Irene Nierhaus. 208 Seiten mit 65 Abbildungen. Kartoniert, 39 Euro, 66 sFr. Dietrich Reimer Verlag, Berlin, 2008
~Christian Holl
Die Herausgeberinnen von »Urbanografien« gehen davon aus, dass eine Beschreibung von Stadt sich nicht in ihrer materiellen Substanz erschöpfen kann. Erst das Handeln, die Repräsentationen und die individuelle wie die kollektive Stadtwahrnehmung produziere und reproduziere Stadt. Man erkennt darin (und das bestätigt die weitere Lektüre) die Konzepte von Michel de Certeau, Henri Lefebvre, aber auch von Martina Löw oder Ed Soja. Der Wert des Buchs liegt nun nicht darin, diese Konzepte zu paraphrasieren, sondern den damit verbundenen komplexen Begriff von städtischem Raum anschaulich zu machen. Dies geschieht in drei Kapiteln, betitelt mit Konstellationen, Interventionen und Relationen. »Konstellationen« präzisiert die Grundlagen und das Verständnis von Stadt als einem Raum, der gesellschaftlich, materiell und individuell produziert und erlebt wird. Insbesondere wie sich Bilder von und Handlungen in der Stadt aufeinander beziehen lassen, wird in den Beiträgen dieses Kapitels untersucht. »Interventionen« sind die Texte überschrieben, in denen die Möglichkeiten, durch das Handeln den städtischen Raum zu verändern, beleuchtet werden. Temporäre Veränderungen, insbesondere solche von Künstlern, werden hier vorgestellt, die meist die Aufmerksamkeit auf die weniger offensichtlichen Zusammenhänge lenken. »Relationen« schließlich führt die beiden vorangehenden Kapitel zusammen. Anhand konkreter Veränderungsprozesse wird nachvollzogen, wie die Produktion repräsentativer Stadträume und -bilder auf die Möglichkeiten des Handelns zurückwirken.
Mit dieser Zusammenstellung werden Analyse und Intervention miteinander verknüpft. Die Autoren sensibilisieren fü einen Raum, der von gesellschaftlichen Machtansprüchen ge- prägt ist, zeigen aber auch, dass dies nicht hingenommen werden muss.
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