URban transformation

~Christian Holl

In den ermüdenden Städtebau-Diskussionen Deutschlands dominieren die Nabelschauen auf Stadtzentren. Immer wieder stößt man auf die Haltung, nach der die Stadt ein Ganzes sei, das man nach einer normativen Idealvorstellung zu vollenden habe. Andreas und Ilka Ruby legen mit »Urban Transformation« ein Gegengift vor. Das Buch entstand auf der Basis eines Kongresses, auf dem sich 2007 in Shanghai Experten aus aller Welt über die Aufgaben austauschten, die sich den Städten heute stellen. Von Leipzig-Grünau bis zum Tourismus in karibischen Küstenstreifen, von Flüchtlingslagern bis zur Stadtentwicklung in Singapur erstrecken sich die Beiträge der insgesamt 53 Autoren. Die ebenso breit gefächerte Palette der theoretischen Beiträge, der Strategien, Taktiken und Planungsansätze, mit denen auf die jeweiligen Herausforderungen reagiert wird, lassen sich nicht vereinheitlichen, aber gerade das öffnet Perspektiven. Ergänzt um spektakuläre Bildstrecken zeigt das Buch auf beeindruckende Weise, dass städtische Transformation keine Planungsoption ist, sondern dass die Verwandlung ein dem Wesen des Städtischen inhärenter Vorgang ist, den es zu beobachten und zu gestalten gilt, dem aber planerisch nur mit hoher Kenntnis der spezifischen Bedingungen des jeweiligen Orts gerecht zu werden ist. Und auch dann ist kein Erfolg garantiert – wenn es überhaupt möglich ist, diesen zu definieren. Nur wessen Vorstellungen von Urbanität am Bild europäischer Metropolen des 19. Jahrhunderts orientiert ist, wird darüber resignieren. Denn diese eingeschränkte Vorstellung von Stadt macht blind für die Vielfalt von Erscheinungsformen des Städtischen, für die Vielfalt von Lebensformen, die darin möglich sind, und damit aber auch blind für die Möglichkeiten, die Planung hat, um ihrer Aufgabe gerecht zu werden. Wer sehen will, muss dieses Buch kaufen.