Von Eric Firley und Caroline Stahl. 328 Seiten mit zahlreichen farbigen Abb. und Plänen, Text in englisch, Hardcover, 54 Euro. John Wiley & Sons, Chichester 2009
~Christoph Gunßer
»Wir sind überzeugt, dass Verbesserung und Innovation auf dem Verständnis (und nicht der Nachahmung) des historischen Kontexts basieren und wir glauben, dass dieser Kontext sich nicht so drastisch geändert hat wie oft behauptet wird.« So begründen die Autoren, beides aktive Architekten, ihre zwei Jahre währende akribische Forschung für ihr Buch. Rund um den Globus haben sie historische und aktuelle Wohnhäuser mittleren Maßstabs im urbanen Kontext – mit Unterstützung des English Arts Council – hervorragend dokumentiert und analysiert. Hofhäuser, Blocks, Punkt- und Reihenhäuser in mannigfaltiger Ausprägung sind in dreißig Kapiteln versammelt. Ihre Entstehungsgeschichten werden erzählt, Luftbilder, Grundrisse, alte wie neue Aufnahmen gezeigt – und anschließend ein typologisch verwandtes aktuelles Beispiel gezeigt. Mehrere Beispiele aus Deutschland sind dabei: So werden gründerzeitliche Punkthäuser aus Dresden den IBA-Stadtvillen in Berlin-Spandau gegenübergestellt; die »Hamburger Burg« (ein U-förmig eingestülpter Gründerzeitblock) einem futuristischen Gebäude in Kopenhagen angefügt. Doch auch labyrinthische Beispiele aus Asien und Amerika wurden vor Ort recherchiert und verständlich aufbereitet.
So werden über die Zeiten und Lebensstile hinweg Parallelen deutlich, die Entwerfern die Augen für das Wesentliche, Bleibende an ihrer Arbeit öffnen. Kaum einmal geht es in diesem Buch um Oberflächen, Material, Namen spielen keine Rolle. Das im positiven Sinne Anonyme, einen Typus prägende schält sich heraus, ohne dass die Autoren dabei akademisch werden oder groß werten. Das Material spricht weitgehend für sich. Das Buch ist in seiner klar strukturierten Gestaltung – einheitliche Grundrisse und Schnitte, Schwarzpläne, Vergleiche und Auswertung am Schluss – mustergültig gemacht. Es gehört in jedes Gebäudelehre-Seminar.
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