Ein Geflecht aus Geschichte, Erinnerung, Theorie und Praxis. Von Adrian Meyer. 256 Seiten, Format 18 x 25 cm, zahlkreiche, teils farbige Abbildungen, 45 Euro, 68 sFr. Lars Müller Publishers, Baden (Schweiz), 2003
Geschichte(n), ästhetische Betrachtung und Projekte in Beziehung zu setzen, um das »unterirdische Wurzelwerk« der entworfenen Räume zu ergründen – dieser Ansatz für eine Monografie entspricht dem uneitlen, um Klarheit und Rechenschaft bemühten Ethos deutschschweizerischer Architekten. Adrian Meyer, 1942 geboren, aufgewachsen und tätig in der Thermal- und Industriestadt Baden, seit 1994 Professor für Entwurf an der ETH Zürich, ist es gelungen, Hintergründe und Motive seines Wirkens zu erklären.
In der Beschränkung auf die kleine, aber durchaus typische Stadt werden seine Prägungen deutlich: Als Junge erkundet er die »verbotene Stadt« der örtlichen Industrie, erlebt, welche Grenzen, Wunden und Schrulligkeiten die Stadt ausmachen – und für einen inzwischen erfolgreichen Architekten vermag er es bemerkenswert leicht und klug, davon zu erzählen. Auch die Betrachtungen zu Farbe, Gewicht, Körper und Kleid, Patina … sind so luzide wie in ihrem Projektbezug verständlich. Nüchterne Erläuterungen schlagen die Brücke zu den knapp und pur präsentierten Bauten und Projekten: bemerkenswerten Wohn- und Geschäftsbauten ebenso wie Quartiersplänen, Schulen und einem Friedhofsgebäude.
Neben der schlüssigen Herleitung aus dem Geflecht der Stadt, auf deren Bedeutung Meyer beharrt, überzeugen auch Präzision im Detail. Im Wechsel der Genres stört die Textlastigkeit keineswegs. Man ist viel mehr froh, dass für die Erkundungen nicht der – im Werk der Architekten Burkhard, Meyer immer wieder durchscheinende – Altmeister Louis Kahn Pate stand, sondern ein eloquenter und verantwortlicher Gestalter und Lehrer Auskunft gibt. Christoph Gunßer
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