kochenhof-Siedlung

~Hans-Jürgen Breuning

Während die Stuttgarter Weißenhofsiedlung zum festen Bestandteil der Architekturgeschichte avancierte, ist die nur wenige hundert Meter entfernte Kochenhofsiedlung vergleichsweise wenig bekannt. In seinen einleitenden Bemerkungen betont Andreas Vetter jedoch, dass wir es hier »mit einer im internationalen Kontext äußerst raren Musterhaus-Anlage, einer aufwändig konzipierten Ausstellungssiedlung« zu tun haben. Dass die Holzsiedlung mit ihren Steildächern eher unbekannt blieb, lässt sich vor allem auf ihren politischen Kontext zurückführen: »Die Tatsache, dass die Siedlung mit Förderung der gerade an die Macht gekommenen braunen Amtsträger im September 1933 eröffnet worden war, und das zum Teil sicher kritikwürdige Verhalten ihres Hauptplaners Paul Schmitthenner im Umfeld der Durchsetzung ihres Konzepts, legte Grund für einen bedauerlichen, bis in unsere Tage anhaltenden Verruf.« Das lesenswerte Buch gliedert sich in einen Katalogteil (Reprint der Ausgabe von 1933) und einen editorischen Anhang des Herausgebers. Neben allgemeinen Erläuterungen findet der Leser hier ins- besondere auch weiterführende Literaturangaben und Quellenhinweise. Dieser ergänzende zweite Teil ließ ein gut aufbereitetes, klar strukturiertes, bisweilen wissenschaftlich anmutendes Buch entstehen, das wichtige historische Bezüge der Siedlung offenlegt – und deren architekturhistorische Relevanz erkennbar macht. Während der Katalogteil mit zahlreichen Plänen und Schwarz-Weiß-Fotos arbeitet, finden sich im Anhang fast ausschließlich Texte. Nur in der Zusammenschau beider Teile entwickelt sich jedoch das fundierte Bild der Kochenhofsiedlung, die – als ursprüngliches Projekt des Deutschen Werkbundes – neue Möglichkeiten im Holzbau aufzeigt.