Eine Villa von Martin Elsaesser für Philipp F. Reemtsma
Hrsg. von Hermann Hipp, Roland Jaeger und Johannes Weckerle. 257 Seiten mit umfangreichem Fototeil. Gebunden, 58 Euro. Gebr. Mann-Verlag, Berlin, 2005
Unter der anonymisierenden Bezeichnung »Haus K. in O.«, aufzuschlüsseln in »Haus Kretkamp in (Hamburg-) Othmarschen«, publizierte Martin Elsaesser 1932 seinen Villenkomplex für den Tabakindustriellen Philipp F. Reemtsma. Dem Bauherrn war wenig daran gelegen, seinen Namen mit dem Werk öffentlich in Verbindung zu bringen, stellt dieses doch an Opulenz alle Villenbauten aus der Zeit der Weimarer Republik in den Schatten: Wandverkleidungen aus Edelhölzern, eigens angefertigte Gobelins, Plastiken, Wandmalereien und -reliefs prägen den Innenraum; zur Gesamtanlage zählen Bedienstetenwohnungen, ein Elektrizitätswerk, Tennisplätze sowie ein Wirtschaftstrakt, Garagen, Autowaschhalle und Stallungen. Während grünliche Keramikfliesen den Fassaden eine ungleich technischere Anmutung verleihen als der zumeist weiße Verputz neusachlicher Bauten, changiert die Innenausstattung zwischen Tradition und Moderne. Das mag dazu beigetragen haben, dass die Villa bisher eher unbekannt blieb. Die Suche nach einer neuen Nutzung bot seit Ende 2004 die Gelegenheit zur Erforschung des Hauses, deren Ergebnisse in diesem Band dargestellt werden. Herausgeben von den Hamburger Architekturhistorikern Hermann Hipp und Roland Jaeger und versehen mit einem einführenden Essay von Werner Oechslin finden sich vor allem detailfreudige und dennoch gut lesbare Texte des Kunsthistorikers Jörg Schilling: von Baubeschreibungen bis zum kulturellen Umfeld und den Biografien von Bauherrn und Architekt, der Nutzungsgeschichte und den Gartenplanungen – ein umfassendes Bild des vielschichtigen Gebäudes; kongenial ergänzt durch Aufnahmen namhafter Architekturfotografen. Lars Quadejacob
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