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Gebaute Landschaften
Fehling + Gogel und die organische Architektur: Landschaft und Bewegung als Natur-Narrativ. Von Gunnar Klack. 514 S. mit zahlr. Abb., 54,99 Euro, Transcript Verlag, Bielefeld 2015
~Mathias Remmele
Das von Hermann Fehling (1909–1996) und Daniel Gogel (1927–1997) gegründete, in Berlin ansässige Architekturbüro Fehling + Gogel bestand zwischen 1953 und 1990. Obwohl v. a. Berlin (West) diesen Architekten einige der feinsten Bauten der Nachkriegszeit verdankt – man denke etwa an das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Schmargendorf, den Berlin-Pavillon der Interbau im Tiergarten, das Studentendorf Schlachtensee oder die Mensa 1 an der Freien Universität in Dahlem – hat ihr Werk bisher noch nicht die Beachtung gefunden, die ihm gebührt. Vor diesem Hintergrund verdient eine Studie Interesse, die unter dem Titel »Gebaute Landschaften. Fehling + Gogel und die organische Architektur: Landschaft und Bewegung als Natur-Narrativ« kürzlich veröffentlicht wurde. Ihr Autor, der Architekturhistoriker Gunnar Klack, begreift die Bauten des Büros darin als Beispiele der sogenannten organischen Architektur. Weil diese Architektur stets mit einer Vorstellung von Natur verbunden sei, stelle sich die Frage, wie sich abstrakte Konzepte von Natur in konkreter Architektur niederschlagen. Klack spricht in diesem Zusammenhang von »Natur-Narrativen«, die jeweils als theoretisch-ideelle Grundlage des architektonischen Entwurfs dienen. Weit ausgreifend leitet er her, welches Narrativ – nämlich Landschaft und Bewegung – die Arbeit von Fehling + Gogel bestimmte und aus welchen Quellen sie dabei schöpften. Am Beispiel des Studentendorfs Schlachtensee versucht er abschließend zu analysieren, welche narrativen und theoretischen Konzepte die Gestaltung der Siedlung bestimmten oder zumindest beeinflussten.
Klacks über 500 Seiten dicke, überaus materialreiche Publikation ist eine Dissertation. Das erklärt partiell ihre thematische Überfrachtung und die phasenweise eher dröge Darstellung, die dem Publikum viel Liebe zum Gegenstand abverlangt. Sehr spannend aber bleibt, was der Autor über die formalen und ideellen Inspirationsquellen des Büros herausgefunden hat. Neben der offensichtlichen Nähe zu Hans Scharoun und Hugo Häring nämlich lassen sich bemerkenswerte Bezüge zu den Werken von Frank Lloyd Wright und Marcel Breuer nachweisen. Das bestätigt, vielleicht ganz ungewollt, die alte Erkenntnis, dass Bilder bei Architekten in der Regel stärken wirken als Theorien.
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