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Gebaute Geometrie

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Gebaute Geometrie

Oswald Mathias Ungers. Eine intellektuelle Biographie. Von Jasper Cepl. 648 Seiten mit zahlreichen Abbildungen. Gebunden, 48 Euro. Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln, 2007

~Wolfgang Pehnt

Welche Fragen auch immer einem zu Oswald Mathias Ungers (1926–2007) einfallen, die mächtige Monografie von Jasper Cepl beantwortet sie, und dazu viele Fragen, die einem niemals eingefallen wären. Nach der 1200-Seiten-Biografie, die Reginald R. Isaacs über Walter Gropius geschrieben hat, dürfte dies die umfangreichste Darstellung eines deutschen Architekten der letzten hundert Jahre sein. Aber wo Isaacs eine geschwätzige, noch von Gropius überwachte Faktensammlung angelegt hatte (»Zu Hause erwartete Gropius ein Stapel Post …«), konzentriert sich Cepl in seinem immerhin noch halb so starken Band auf die Ideenwelt des Kölner Architekten. »Eine intellektuelle Biographie« nennt es der Autor. Kann eine Biografie intellektuell sein? Um die Biografie eines Intellektuellen handelt es sich jedenfalls. »Der denkende Künstler ist noch eins so viel wert«, heißt es bei Lessing.
Auch wenn das Quellenmaterial in der Kölner Stiftung Ungers bequem zugänglich war, der Autor hat in dreijähriger Recherche eine stupende Leistung vollbracht. Jeder Windung und Wendung in den Gedankengängen OMUs spürt er nach, ausführlich referierend, wo angebracht auch mit kritischen Vorbehalten. Wenn Ungers Wert darauf legte, die Einheit seines Werks von der frühen Suche nach Ausdruck, Bildern, Ortsnähe bis zur puritanischen Ideenarchitektur des Spätwerks zu betonen (und seine Apologeten taten es ihm nach), so arbeitet Cepl Entwicklungen, Interessenverlagerungen, manchmal auch Brüche, Widersprüche und Kehrtwenden heraus.
Ein Wunsch bleibt offen: Es fehlt ein Register. Der Verlag sollte ihn erfüllen, wenn es je zu einer zweiten Auflage kommt. Denn in dieser mit aufschlussreichen Beobachtungen prall gefüllten Darstellung entfaltet sich eine ganze Architekturgeschichte des letzten halben Jahrhunderts. Frühe Förderer und Weggenossen wie in Deutschland Reinhard Gieselmann oder Ulrich Conrads, die streitbaren Nachfolger der CIAM-Organisation (Team X), prominente Schüler und Mitarbeiter wie Rem Koolhaas oder die Brüder Krier, Ideenspender von Vitruv, Nikolaus Cusanus bis Karl Popper haben auf dieses Werk eingewirkt. Mehr als jeder seiner deutschen Zeitgenossen war Ungers in ein internationales Netzwerk eingebunden, das ihn gefördert, provoziert und zeitweise auch abgelehnt hat. Zuletzt empfand er sich wohl als vereinsamter Radikaler im Dienst der reinen Form. Die magistrale Studie Cepls hat er nicht mehr lesen können.
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