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Europäischer Kirchenbau 1900–1950

Bücher
Europäischer Kirchenbau 1900–1950

Europäischer Kirchenbau 1900–1950
Aufbruch zur Moderne. Wolfgang J. Stock (Hg.). Deutsch/Englisch, mit 224 Seiten und 300 Abbildungen. Gebunden, 59 Euro, 99 sFr. Prestel Verlag, München, 2006

~Walter Zahner

Das Thema Kirchenbau hat Konjunktur, auch wenn kaum noch neue Kirchen entstehen. Wolfgang Jean Stocks prächtiger Band stellt insgesamt fünfzig Beispiele der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus zwölf Ländern vor, davon 23 ausführlich jeweils auf bis zu zehn Seiten. Stocks Einleitung und besonders der Aufsatz des katholischen Theologen Albert Gerhards machen deutlich, dass wegweisende Bauten der zwanziger und dreißiger Jahre, wie Rudolf Schwarz’ Umbau der Kapelle auf Burg Rothenfels oder Martin Webers Heilig-Geist-Kirche in Frankfurt, bereits vorweggenommen haben, was in der Mitte der sechziger Jahre im Anschluss an das Zweite Vatikanische Konzil erlangt wurde, nämlich den Altar von der Wand weg und damit das Geschehen der Liturgie und die Gemeinde in den Mittelpunkt zu rücken. Neben den hervorragenden Abbildungen sind besonders die einfühlsamen Beschreibungen der Kirchbauten, davon acht aus Deutschland, hervorzuheben.
Kerstin Wittmann-Englert nähert sich dem Thema in ihrem Buch systematischer, wählt anhand dreier Bildkategorien den Gegenstand ihrer wissenschaftlichen Forschung, Kirchenbauten aus den Jahren 1950–80, aus. Kirchen sind für sie Assoziationsträger. Und wenn sich das gesellschaftliche Umfeld wie auch das Selbstverständnis der Kirche ändert, wandeln sich die Sichtweisen auf den Kirchenbau. Dann verliert ein gestaltprofaniertes Gemeindezentrum mit geringem architektonischen Anspruch, ehemals als Wohnung Gottes unter den und für die Menschen gebaut, seine Eigenschaft als Repräsentant des »Ganz Anderen« in der Welt, dann muss bildhaft Raum aufwertend nachgerüstet oder der Komplex aufgegeben bzw. umgenutzt werden.
Beide Bände haben ihre je eigenen Vorzüge; beide sind lesens- und empfehlenswert.
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