Über dynamische Architekturen, digitale Sinnlichkeit und Räume von morgen. Von Nadin Heinich (Hrg.), 184 S., zweifarbig, deut./engl., 29,90 Euro, Verlag der Akademie der Künste, Berlin 2012
~Carsten Sauerbrei
Wie sehen weiche Räume aus? Gibt es digitale Sinnlichkeit? Welche Chancen und Gefahren bergen digitale Technologien für zukünftige Architekturen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Berliner Architekturvermittlerin Nadin Heinich in ihrer bereits dritten Veröffentlichung. Sie stellt in »Digital Utopia« wie auch schon in dem 2009 erschienenen Band »Sensing Space« Projekte im Grenzbereich zwischen Architektur, Gebäudetechnik und Kunst vor, wobei der Schwerpunkt auf den künstlerischen Positionen und nicht der gebauten Realität liegt. Eingeteilt in vier Kapitel thematisiert sie anhand ausgewählter Beispiele, mit Interviews und Essays umfassend die verschiedenen Aspekte des Einsatzes digitaler Technik, von der Möglichkeit gestalterisch wirksam zu werden, über das Potenzial zur interaktiven Kommunikation durch Gebäudehüllen und Materialien bis zu Fragen des Schnittstellendesigns Technik/Mensch und des Einsatzes von Biotechnologie in der Architektur. Entstanden ist dabei eine überaus spannungsreiche Sammlung aktueller, digital-künstlerisch-architektonischer Positionen. Diese reichen von den inszenierten Klimawelten Philippe Rahms, über die Medienfassaden von realities:united und die auf Umweltverhältnisse reagierenden Verschattungssysteme von Cloud 9 und Adaptive Building Initiative bis zu den sich bewegenden, mit Textilien gestalteten Installationen einer Mette Ramsgard Thomsen. Nicht immer lassen sich jedoch die vorgestellten Projekte durch die Erläuterungen im Buch ausreichend erfassen. Hier hätte man sich, um mehr zu erfahren, eine Verknüpfung des analogen Mediums Buch mit der digitalen Welt und ihren erweiterten Darstellungsmöglichkeiten gewünscht. Aber eine Internetseite zur Veröffentlichung existiert leider nicht. Dennoch ist schon die analoge Rezeption ein großer Genuss, vor allem wegen der hervorragenden grafischen Gestaltung und der sehr guten Übersichtlichkeit des Buchs. Wer konkrete architektonische Lösungen in Hinblick auf aktuelle Menschheitsprobleme wie Klimawandel oder Ressourcenknappheit erwartet wird zwar enttäuscht; aber wie durch künstlerische Transformation digitaler Technik die Architektur der Zukunft bereichert werden könnte, ist eindrucksvoll zu erfahren!
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