Das Werk Max Bergs. Von Jerzy Ilkosz. 338 Seiten, Format 21 x 28 cm, mit 410 Abbildungen. Gebunden 39,80 Euro Oldenbourg Verlag, München, 2006
Die Jahrhunderthalle in Breslau taucht zwar kurz in jeder Architekturgeschichte der Moderne auf, aber mancher weiß nicht einmal, ob und dass sie noch steht. Das wird sich wohl mit dem Buch von Jerzy Ilkosz ändern. Die Halle sollte an die napoleonischen Befreiungskriege erinnern, an das 100-jährige Jubiläum des Aufrufs »An mein Volk« Friedrich Wilhelms IV. in Breslau 1848. Max Berg begann schon 1910 mit den Entwürfen für den Monumentalbau, bevor ein Wettbewerb für das Ausstellungsgelände ausgeschrieben wurde. Ursprünglich sollte in der Halle ein historischer Rückblick auf die Epoche gezeigt werden, doch schon bald erwiesen sich Massenveranstaltungen und wertvolle Exponate als nicht miteinander vereinbar und ein zweiter Ausstellungsbau wurde in Auftrag gegeben. Hans Poelzig bezog sich mit der vierflügeligen Anlage um einen Innenhof auf die Zeit um 1800. Mit stilisierten dorischen Säulenvorlagen betonte er den Skelettbau aus Stahlbeton und schuf eine merkwürdige, fast moderne Interpretation des Klassizismus. Auch andere Bauten von Poelzig und Fritz Behrendt auf dem Ausstellungsgelände sind Entwürfe auf dem Weg zur Moderne. Deutlich radikaler ist da Max Bergs Entwurf für die kreisrunde Halle mit einer damals sensationellen Spannweite von 65 Metern. Das Rippengewölbe aus Stahlbeton wirkt aus seiner rein technischen Konstruktion, bei allen Vergleichen mit gotischen Strebepfeilern, verschiedenen sakralen Vorbildern und Proportionssystemen. Das üppig illustrierte Buch stellt ausführlich die Halle sowie das Werk von Max Berg vor. Farbfotos dokumentieren den aktuellen Zustand des Gebäudes. Auch die Geschichte des Geländes mit einer Werkbundsiedlung von 1929 wird gut präsentiert. Ralf Wollheim
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