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Deutsche Architektur seit 1900

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Deutsche Architektur seit 1900

Deutsche Architektur seit 1900
Von Wolfgang Pehnt. 592 Seiten, Format: 22 x 27 cm, 850 Abbildungen, Gebunden mit Schutzumschlag, 49,90 Euro, 86 sFr. Deutsche Verlags-Anstalt, München, 2005

Programmatisch steht ein aktueller Entwurf junger Architekten auf dem Cover des neuen architekturhistorischen Œuvres von Wolfgang Pehnt: Geschichte wird nicht als abgeschlossenes Kapitel verstanden, sondern bildet trotz aller Unterschiedlichkeit von Formen und Bedingungen einen Qualitätsmaßstab für die Baukultur der Gegenwart. »Deutsche Architektur seit 1900«, erneut ein Titel mit dem Anspruch, das facettenreiche 20. Jahrhundert zu fassen. Doch anders als bei ähnlich betitelten Vorgängerpublikationen der letzten Jahre findet sich nicht die übliche Aneinanderreihung großformatiger Projektfotos mit kurzen Erläuterungen. Weit davon entfernt, schreibt der Autor in dichter Form und präziser Analyse die Geschichte der Architektur mit ihren Kontinuitäten und Brüchen. Dabei liegt die Bedeutung des Buches weniger in der Auswertung von neuem Material, sondern in der Zusammenfassung und Vermittlung der inzwischen umfangreichen Forschungsergebnisse zu den zwanziger Jahren, der nationalsozialistischen Zeit, der Nachkriegsarchitektur in Ost und West sowie in der Darstellung von Gegenwartstendenzen. Entstanden ist eine anspruchsvolle »Erzählung für viele Leser«, in der die Verknüpfungen von Architektur, Politik und Gesellschaft der letzten hundert Jahre in Deutschland aufgezeigt werden. Mit den ersten drei Dekaden hatte sich der Autor bereits in seinem Opus zum Expressionismus intensiv auseinander gesetzt. Auffallend ist die Relativierung der sonst herausgehobenen Sichtweise auf das Bauhaus und die Stars der klassischen Moderne wie Walter Gropius und Ludwig Mies van der Rohe durch die Einbeziehung von Parallelschulen und -entwicklungen. Spuren der pehntschen Monografien zu Schwarz, Böhm und Schattner werden durch neue Akzentuierungen spürbar. Da der Erzähler nicht nur Berichterstatter, sondern durch das Weglassen und Akzentuieren auch Erfinder ist, wie der Autor im Vorwort vorwegnimmt, entsteht eine gewisse Subjektivität. Erfreulich ist die selbstverständliche Verknüpfung beziehungsweise Gegenüberstellung der Geschichte in der DDR und der Bundesrepublik. Das Buch endet im Hier und Jetzt bei gegenwärtigen Phänomenen wie den schrumpfenden Städten, der Zwischenstadt, urbanen Fiktionen in den Zentren und den zwölf neuen WM-Arenen. Das Plädoyer gilt den anständigen Lösungen für den Alltag anstelle von selbstsüchtigen Starprodukten oder Eventdesign: »Orte, die vielfältig, anregend und überraschungsreich sind, die einen aber auch, wenn nötig, in Ruhe und Frieden lassen.« In erfrischend-offensiver Weise verbindet Pehnt Geschichtsschreibung und Kritik und benennt das eigentliche Übel in der gebauten Welt mit den »Grauzonen der Gedankenlosigkeit« und »blindwütiger Geschäftemacherei«. Unabhängig vom Titel des Buches endet das letzte Kapitel nicht national, sondern quasi europäisch mit einer Bezugnahme auf den wohl herausragendsten Architekten des letzten Jahrhunderts – Le Corbusier. Der engagierte Autor hat umfangreiches aktuelles Bildmaterial beigesteuert, das farbig neben den historischen Schwarz-Weiß-Aufnahmen steht und, unabhängig von den unterschiedlichen Bildqualitäten, die anregend-lebendige Sichtweise auf den Gegenstand unterstützt. Wolfgang Pehnt hat ein Standardwerk verfasst – darüber hinaus ist dank der Wüstenrot Stiftung ein erschwingliches Buch produziert worden, das interessierten Laien sowie Fachleuten unbedingt zu empfehlen ist. Annette Menting
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