Concepts, Typology, Design. Von Zoe Ryan. 160 Seiten mit 280 meist farbigen Abb., gebunden, in Englisch, 59,90 Euro. Birkhäuser Verlag, Basel 2010
~Christoph Gunßer
Wer am Wasser baut, baut exponiert, an einem definitiven Rand. Im Wettstreit der Standorte haben die Städte in den letzten Jahrzehnten ihre lange vernachlässigten »Waterfronts« wiederentdeckt: Spektakuläre Bauten, Promenaden und Parks haben marode Hafenanlagen oder Autobahnen ersetzt und locken Publikum wie Investoren.
Der elementaren Beziehung zwischen Bauwerk und Wasser widmet sich dieser reich bebilderte Band, der in einleitenden Beiträgen praktisch tätiger Autoren auch Grundsätzliches zeigt: Es wird die Bedeutung des Wassers für die menschliche Kultur resümiert, die Wiederentdeckung urbaner Zentren am Wasser zurückverfolgt, deren kommerzielle Renaissance mit dem Inner Harbor in Baltimore schon vor bald 50 Jahren begann, und die künftige Antwort auf den Anstieg des Meeresspiegels an aktuellen Beispielen thematisiert.
Im eigentlichen Projektteil, der gut die Hälfte des Buchs ausmacht, wird dann leider der Fokus aus den Augen verloren, in der Erwartung an alle Möglichkeiten des Bauens und des Konstruierens am Wasser: Nicht nur das einsame Haus am See wird beleuchtet, sondern auch eine Kläranlage sowie große Wohn- und Büroblöcke und spektakuläre Kulturzentren. Dass die Beispiele dann noch nach ihrer Lage an See, Fluss oder Meer sortiert wurden, macht die Sammlung nicht schlüssiger. Eine Beschränkung auf urbane Waterfronts oder das Wohnen am Wasser hätte da sicher gut getan. So bleibt hier der Eindruck eines Kaleidoskops aktueller Signature Buildings, die gern isoliert in Dämmerungsaufnahmen abgebildet werden.
Wie viele für den internationalen Buchmarkt produzierten Bildbände macht das durchgängig (zu) bunt gestaltete Buch zwar Appetit – bleibt jedoch, der fehlenden Struktur und der Weitläufigkeit wegen, insgesamt eher enttäuschend.
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