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Bridge Engineering

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Bridge Engineering

A Global Perspective. Von Leonardo Fernández Troyano. 775 Seiten, Format 24,2 x 24,2 cm, 95 US Dollar. Thomas Telford Publishing, London, 2003

Nun ist endlich das 1999 in der spanischen Muttersprache des Verfassers unter dem schönen Titel »Tierra sobre el Agua« erschienene Buch auf Englisch verfügbar, in einem übrigens leicht und allgemein verständlichen »European English«. Aber selbst dem, der gar kein Englisch kann oder überhaupt nicht lesen mag, bietet sich dieses Buch als umfassende Enzyklopädie des Brückenbaus an, eine in dieser Form bisher einmalige Sammlung von Brückenbildern – im Bau, fertig, manchmal eingestürzt. Und im Unterschied zu vielen aus der derzeitigen Flut von Brückenbilderbüchern – mit zugegeben manchmal besserer Bildqualität als hier – wird das Buch nicht von schöngeistigen Texten aus der Feder eines wohlmeinenden Laien begleitet, sondern ist von einem sehr erfolgreichen und erfahrenen Brückenbauer geschrieben. Leonardo Fernández Troyano leitet zusammen mit dem bekannten Brückenbauer Javier Manterola Armisen das vom Vater von Leonardo Fernández gegründete, insbesondere für seine Brücken berühmte Büro Carlos Fernández Casado in Madrid; nennen wir nur die Schrägseilbrücken Sanchor el Major Brücke über den Ebro (1978) und die über den Barrios de Lun Stausee (1983). Beim ersten Durchblättern und anbetrachts der konventionellen Kapitelbezeichnungen »Introduction, Bridges and their Historical Evolution, Bridges and their Materials, Bridges, their Resistant Structures and their Building Process, Arch Bridges, Beam Bridges, Frame Bridges, Cable-Supported Bridges: Suspension and Stayed, Singular Bridges« könnte man meinen, dieses Buch unterscheide sich von anderen Fachbüchern »nur« – da allerdings ganz beachtlich und erschöpfend – im Umfang. Dann aber erkennt man mit zunehmendem Genuss, dass hier der ehrgeizige Versuch unterlegt ist, neben der technisch-funktionellen und natürlich unabdingbaren Aufgabe jeder einzelnen Brücke, sie in ihrem natürlichen oder urbanen, auf jeden Fall in ihrem kulturellen Kontext zu sehen und zu beschreiben. So verbergen sich hinter dem trockenen Titel »Introduction« die Abschnitte »The Bridge, the Road and the River; … an Object in the Landscape; … a Work of Engineers; … a Form built; … Heritage of Mankind« – kulturgeschichtliche Essays von hohem Anspruch; so das Zitat von Michelangelo: »Eine Brücke sollte erdacht und gebaut werden wie eine Kathedrale, mit derselben Sorgfalt und denselben Materialien« oder die mutig-kritische Auseinandersetzung mit den derzeit bevorzugt von Architekten entworfenen »Signaturebridges«, den »Selbstverwirklichungen« ohne Rücksicht auf die Kosten, wie die Alamillo-Brücke in Sevilla. Ebenso lesenswert ist das geschichtliche Kapitel 2 mit einer Fülle von bemerkenswerten aber zumindest dem Rezensenten bisher nicht bekannten Beispielen. Selbst in den mehr technisch orientierten Kapiteln geht es immer um die größeren Zusammenhänge und gibt es sehr konkrete Hinweise, wie den auf die Rolle des Maßstabs. »Der Maßstab ist von fundamentaler Bedeutung im Brückenbau. Eine 20-Meter-Brücke hat kaum etwas gemeinsam mit einer 200-Meter- und die kaum mit einer 2000-Meter-Brücke. Bei 20 Metern ist die Verkehrslast maßgebend, bei 200 Metern die Eigenlast, bei 2000 Metern der Wind«, was dann natürlich im Einzelnen belegt und relativiert wird. Brückenentwurf und -bau sind nur auf einer soliden technisch-wissenschaftlichen Grundlage möglich. Architekten sind als Berater willkommen, aber Brückenwettbewerbe unter Architekten ein Unding und eine Herausforderung für Ingenieure. Sehr lesenswert ist das Schlusskapitel mit Sonderfällen des Brückenbaus, das sind vor allem bewegliche Brücken. Umwerfend, was es da alles gab und gibt und besonders faszinierend die eleganten und filigranen, obwohl riesigen Schwebefähren, entwickelt von dem französischen Ingenieur F. Arnodin und erstmals gebaut 1893 mit einer Spannweite von 164 Metern über die Nerviónmündung bei Bilbao von A. del Palacio und bis heute in Betrieb ebenso wie die über den Usk in Newport von 1906 mit 325 Metern Spannweite! So bietet das Buch immer wieder neue Ausblicke, Einsichten und Überraschungen, so dass es jedem neugierigen Bauingenieur sehr empfohlen werden kann. Ein verdienstvolles Werk. Jörg Schlaich
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