Blühende landschaften

~Claudia Hildner

Für seine Fotoserie »Blühende Landschaften« ist Christian Wolter quer durch Deutschland gefahren. Mit einer analogen Großbildkamera hielt er gescheiterte Großprojekte fest, die nach der Wiedervereinigung in Ost und West entstanden sind. Die absurde Leere auf den Bildern – so, als seien alle eben mal verschwunden – müsste eigentlich Fragen aufwerfen. Da sich Wolter jedoch vor allem dokumentarischer Stilmittel bedient, etwa der Zentralperspektive und des mittig gesetzten Horizonts, scheinen die Bilder nur zu sagen: So ist es in diesem Augenblick, sieh uns an, wir können gar nicht lügen.

Obwohl sich kein einziges Motiv als pittoreske Landschaften entpuppt – meist handelt es sich um verlassene Hallen in Industriegebieten, sinnlos umgepflügte oder asphaltierte Wiesen und halb fertiggebaute Wohngebäude am Stadtrand – ringt der Fotograf diesen Fehlinvestitionen eine ganz eigene Ästhetik ab. Sie weckt im Betrachter eine Mischung aus Wehmut und Faszination, die er vielleicht von den Landschaftsbildern Caspar David Friedrichs her kennt. Diese Wirkung beruht vor allem auf dem als Dreiklang konzipierten Bildaufbau mit Ruine, Himmel und Landschaft, den der Fotograf in perfekten Augenblicken festzuhalten weiß. Ein Tag hat nicht viele solcher Momente – Wolter musste sich für seine Fotografien lange auf die Lauer legen. Ein paar Hintergrundinformationen und persönliche Eindrücke zu den einzelnen Motiven finden sich im Anhang. Der Leser kann selbst entscheiden, ob er nur den Blick auf die Bilder genießen oder sich auch mit der Entstehungsgeschichte der »Blühenden Landschaften« befassen will.

Wolter beherrscht die Kunst, die Realität von einem bestimmten Licht so nachzeichnen zu lassen, dass die Motive dadurch über sich selbst hinauswachsen. Der so entstandene Bildband hat nicht nur bei Freunden der Fotografie einen Ehrenplatz im Regal verdient.