Architektur, Paranoia und Risiko in Zeiten des Terrors. IGMade, Gerd de Bruyn, D. Hundsdörfer, L. Markov (Hg.). 299 Seiten mit 170 Farb- und 100 S/W-Abbildungen. Kartoniert, 29,90 Euro, 44,90 SFr. Birkhäuser Verlag, Basel, 2006
~Jan Rinke
Mit »5 Codes« reagiert IGMade auf die vom Department of Homeland Security nach dem 11. September 2001 kreierten Warnstufen terroristischer Bedrohung. Ausgehend von der These, dass Architektur immer der Wunsch nach Sicherheit eingeschrieben ist, ordnen die Herausgeber jedem Aggregatzustand der Bedrohung Untersuchungen in Form von Essays, Interviews und Projekten zu. Teilweise dicht an architektonischen Thematiken, teilweise losgelöst in theoretischen Betrachtungen füllen sie den Charakter der Farbcodes. Sie reichen von der Urhüttenthematik (Gerd de Bruyn) bis zur Beschreibung des War Room (Krystian Woznicki). Einige Beispiele hat der wache Beobachter bereits wahrgenommen, wie die militärische Bedeutung israelischer Siedlungsprojekte oder den Trend, dass Konzerne seit 9/11 dazu neigen, aus Sicherheitsgründen auf auffällige bauliche Repräsentation zu verzichten. Die Stärke des Buchs liegt in der Zusammenfassung der teils sich widersprechenden Symptomatiken und Positionen. »5 Codes« schärft das Bewusstsein für Einflussgrößen, die anonym, aber nicht unerheblich Planungen bestimmen. Es erklärt, wie sich mit dem Ende klarer Lokalisierbarkeit von Gefahren unsere Wahrnehmung vom Innen und Außen verwischt, aus Orten vermeintlicher Sicherheit Vektoren werden. Enigmatisch wirken die als Projekte betitelten Bildseiten in gern düsterer Computerspielästhetik. Vielleicht sind sie im Buch das, was Stefan Trüby als Decorum in der vormodernen Architektur beschreibt. Ein Theoriebuch, das sich in das Reich der Gefahren und der Paranoia hinauswagt, schmückt sich mit bildlichen Repräsentanzen dessen, was außerhalb der Buchdeckel lauert und in der Benennung gebannt wurde.
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