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Walid Raad (Berlin)

Ausstellungen
Walid Raad (Berlin)

~Urte Schmidt

Über die wahren Ereignisse eines Krieges zu berichten, ist eine schwierige, vielleicht gar unmögliche Angelegenheit. Wenn eine Stadt wie Beirut sich über Jahre im Kriegszustand befindet, wenn Autobomben und Schießereien alltäglich geworden sind, wie kann man dann von der Stadt selbst und vom Leben in dieser erzählen? Der libanesisch-amerikanische Künstler Walid Raad versucht dies mit seinem Projekt »The Atlas Group«, das zurzeit im Hamburger Bahnhof in Berlin zu sehen ist. Er nennt es ein Archiv, in dem verschiedene Dokumente über den Bürgerkrieg im Libanon von 1975–90/91 aufbewahrt, erforscht und produziert wurden. Wohlgemerkt, auch produziert; und genau das macht den besonderen Reiz dieser Ausstellung aus.
Zu Beginn jeder thematischen Bildreihe hängt ein Schild mit einer kurzen Erzählung, einer Anekdote über Herkunft und Entstehen, die auf den zweiten Blick meist irritiert. So erfahren wir beispielsweise vom geheimnisvollen Historiker der Libanonkriege, Dr. Fakhouri. Neben seinen hinterlassenen Dokumenten existieren von ihm nur 24 schwarzweiße Selbstporträts, die er auf seiner einzigen Auslandsreise gemacht habe. Sie zeigen einen Mann im schwarzen Anzug vor Sehenswürdigkeiten in Paris und Rom. Die letzten drei Aufnahmen kommen ihm ein wenig näher: mal sitzt er an einem Tisch, mal liegt er auf einem Hotelbett. Seine Werke erhalten in dieser Ausstellung einen eigenen Raum im Raum. Immer habe er zwei Super-8-mm-Filmkameras mit sich getragen. Mit der einen Kamera machte er ein Bild, wenn er dachte, der Krieg sei zu Ende, mit der anderen machte er eines, wenn er das Schild einer Arztpraxis sah. Zu sehen ist nun diese wilde Abfolge verschiedener Praxisschilder neben den zufälligen Ausschnitten einer Stadt, die oft genug kurz vorm Frieden zu stehen schien.
Walid Raad erzählt mit seiner »Atlas Group« noch viel mehr über einen Krieg, der eigentlich aus vielen kleinen Kriegen bestand. Was für die Beteiligten oft traumatisch ist, ist für Unbeteiligte kaum vorstellbar. Der Künstler schafft es leise zu irritieren, mit manchmal verstörenden und manchmal kuriosen Anekdoten und Bildern. Und packt deshalb den Betrachter, der sich etwas Zeit nimmt, umso mehr.
Bis 7. Januar. Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin, Invalidenstraße 50–51, Katalog 20 Euro, www.hamburgerbahnhof.de
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