Die Ausstellung beginnt mit einer Irritation. Auf Augenhöhe verbauen zahlreiche schiefwinklige Objekte das Blickfeld der Besucher. Gemeinsam ergeben diese merkwürdig verzogenen, schrägen Gebilde auf dünnem Gestänge eine strahlend weiße Silhouette, die bei gutem Willen als Gebirgslandschaft durchgeht. Die dazugehörigen schwarzen Bodenplatten reduzieren die komplexen Formen auf polygonale Flächen. Doch eine rote Brücke mit zahlreichen Informationstafeln bietet den besseren Überblick: Die abstrahierenden Modelle entpuppen sich mit Hilfe von Plänen und Fotos als Darstellungen konkreter Bauten, die schwarzen Platten als Grundrisse. »Swiss shapes« nennen die Kuratoren diese neun eigenwilligen Gebäude, als neues »architektonisches Paradigma« und als Abkehr von der »Swiss box«. Die schwarz gestrichene Aufbahrungshalle von Bosshard Vaquer ist ein eher introvertiertes Beispiel, das sich mit einem tief gezogenen Betondach in die Landschaft duckt und auf seine Innenräume konzentriert. Der Erweiterungsbau für das Landesmuseum in Zürich von Christ Gantenbein greift dagegen weit in die Umgebung aus und bildet spannungsvolle Bezüge zu Altbau und Park. Ganz ähnlich entwickeln Graber Pulver für ein Internatsgebäude eine bewegte Dachlandschaft aus unterschiedlich hohen Innenräumen und einer gezackten Grundform als Begrenzung unterschiedlicher Außenbereiche. Auch die übrigen vorgestellten Bauten erhalten ihre markanten Silhouetten aus dem Kontext und dem Grundriss heraus. Ob diese Projekte mit ihren Schrägdächern und geknickten Volumen zum neuen Markenzeichen oder Trend taugen, wird sich zeigen. Eine gewisse, vielleicht doch schweizerische Sprödigkeit spricht jedenfalls für eine Kontinuität. Ralf Wollheim
Bis 21. September. Aedes am Pfefferberg, Christinenstraße 18/19, Di – Fr 11 – 18.30, Sa, So 13 – 17 Uhr, Katalog 10 Euro, www.aedes-arc.de
Teilen: