Stadt und Natur? Für die meisten Menschen ein kaum zu vereinbarender Gegensatz. Der Mythos von der ungezähmten Wildnis und der lebensfeindlichen Steinwüste scheint aber nur in den Köpfen zu existieren – die Realität zeigt ganz andere Bilder, in einer Vielfalt, die nur selten wahrgenommen wird. Darin liegt der Verdienst dieser kleinen, aber anregenden Ausstellung; das Museum der Arbeit hat sich auf eine Spurensuche gemacht, die verschiedenen Formen von »StadtNatur« herausgefiltert und dokumentiert: Vom Stadtpark über die Grünachse bis zum hilflos am Straßenrand herumstehenden Waschbetonpflanzkübel, von der Industriebrache über die heimische Begrünung (einschließlich der Fototapete im Wohnzimmer) bis zum aufgemotzten Landrover samt seines cowboyähnlich gekleideten Fahrers. Zwar wird nur Hamburg unter die Lupe genommen, im Kern aber gilt die Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Stadt und Natur für alle Großstädte – zumindest für die bundesrepublikanischen, denn der eine oder andere ironische Unterton deutscher Gründlichkeit lässt sich nicht leugnen. Beispielsweise im Sprachgebrauch der Behörden: Abstandsgrün, Einzelbepflanzung – all diese technokratischen Begriffe hat Karin Plessing akribisch in ihren Fotografien aneinander gereiht. In der Einzelwahrnehmung ignorieren wir dieses »Restgrün«; in der Menge wirkt es erschreckend vernachlässigt und ungepflegt. Die Exkursion durch die Hamburger Landschaften, der es bisweilen an Skurrilitäten nicht mangelt, lohnt es zu entdecken, vorbei an endlosen Sandstränden, schwimmenden Häusern und Plastikpalmen. Aber auch ernsthafte Themen wie die Planungen zur HafenCity sowie die typischen Hamburger Parkanlagen und das Verhältnis zur Elbe bilden zentrale Aspekte. kr
Bis 28. August, Museum der Arbeit, Wiesendamm 3, Mo 14 – 21 Uhr, Di–Fr 10 – 17 Uhr, Sa + So 10 – 16 Uhr, Katalog 7 Euro
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