Der klassische Kulturaustausch ist und bleibt eine wichtige Aufgabe des Institutes für Auslandsbeziehungen (ifa), und die Reihe STADTanSICHTen widmet sich ihr überzeugend nicht mit überholter Didaktik, sondern mit der Ausstellung sehr individueller Annäherungen. Und nun Istanbul – vormals Konstantinopel, vormals Byzanz: Nicht Orient, nicht Okzident. Das politische Schicksal ist wechselhaft, kulturelle Konflikte, die andernorts zu Mord und Totschlag führen, müssen hier im Alltag friedlich aufgefangen werden. Und städtebaulich ist zu bewältigen, dass innerhalb der letzten drei Jahrzehnte die Bevölkerung von etwa einer Million auf dreizehn, manche Experten schätzen siebzehn Millionen Menschen anwuchs. Künstler und Architekten versuchen vor allem seit den neunziger Jahren, diese unglaublichen Veränderungen irgendwie zu begreifen. Das ifa zeigt nun Ergebnisse einer fotografischen und filmischen Spurensuche abseits aller touristischen Wege. In der explodierenden Stadt Istanbul kapituliert die vorausschauende, regulierende Planung, gerät die Identitätssuche zur Pirsch durch einen undurchschaubaren Irrgarten: Geduldig werden Hinterhöfe beobachtet, Plätze im Niemandsland entdeckt, Szenen zwischen Realität und Fiktion nachgestellt. Die Bosporusbrücken sind von kolossaler Bedeutung für Istanbul und von einer Faszination, die in Filmsequenzen von Cevdet Erek überzeugend aufgezeichnet ist – die Erbauer werden leider nicht erwähnt. Schließlich hat das ifa die Ausstellung mit Plänen sowie einem»Lesetisch« und vielen Büchern in mehreren Sprachen darauf ergänzt; Neugierige freuen sich darüber sehr. Und: Ein wenig eng ist es in den Ausstellungsräumen, das ifa hätte mehr Platz und bessere, reichere Präsentationsmöglichkeiten verdient. ub
Bis 30. Mai in der ifa-Galerie, Charlottenplatz 17; Di – Fr 12 – 18, Sa, So 11 – 16 Uhr; www.ifa.de
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