1 Monat GRATIS testen, danach für nur 6,90€/Monat!
Startseite » Empfehlungen » Ausstellungen »

Sowjetmoderne 1955-91 (Wien)

Ausstellungen
Sowjetmoderne 1955-91 (Wien)

Sowjetmoderne 1955-91 (Wien)
~Andrea Nussbaum

Schon Tage vor der Eröffnung machten magentafarbene Plakate mit angedeutetem Sowjetstern Stimmung für die Ausstellung »Sowjetmoderne 1955-91. Unbekannte Geschichten« in Wien. Das im Stern abgebildete Erholungsheim der Schriftstellervereinigung auf der armenischen Halbinsel Sewan aus den 1960er Jahren hätte in seiner runden, auskragenden Form perfekt nach Kalifornien gepasst. Doch es steht nicht im kapitalistischen Westen, sondern wurde in der Realutopie der UdSSR gebaut. Dieses und andere Baujuwele hat das Architekturzentrum Wien nun akribisch aufgebarbeitet und mit dem Vorurteil der sowjetischer Einheitsarchitektur aufgeräumt. Man begann mit 1955, dem Jahr der Verordnung des Zentralkomitees der KPdSU »über die Beseitigung von Unregelmäßigkeiten bei der Planung und im Bauwesen« und der damit verbundenen Forderungen an die neue Architektur, die drängenden Probleme vor allem im Wohnbau zu lösen und endet 1991 mit dem Ende der UdSSR und der einsetzenden folkloristischen Postmoderne. Dazwischen liegen die Zeiten des nüchternen Spätfunktionalismus der Ära Chruschtschows, der Sputnik-Effekt, die neue Sowjetvision als Weltmacht bis hin zur Ablösung der Sowjetrepubliken von Moskau.
Als die Kuratorinnen Katharina Ritter, Ekaterina Shapiro-Obermair und Alexandra Wachter vor zweieinhalb Jahren die Arbeit an diesem Forschungsprojekt aufnahmen, ahnten sie nicht, was sie erwartet: Etliche Reisen in die Regionen, 30 000 E-Mails und hunderte von Faxen, die wahrscheinlich nie ihre Adressaten erreichten, so schilderte Katharina Ritter in ihrer Eröffnungsrede die Mühen. Hätte man gewusst, auf was man sich einlässt, wer kann schon sagen, ob dieses Projekt zustande gekommen wäre. AzW-Chef Dietmar Steiner betont die Notwendigkeit, es sei dies die letztmögliche Chance gewesen, viele der Protagonisten seien an die 80 Jahre, von vielen Gebäuden wüsste man nicht, ob sie bei der Eröffnung der Ausstellung noch stehen, seien vom Abriss bedroht oder bis zur Unkenntlichkeit umgebaut. Letztendlich haben sich die Strapazen gelohnt, denn das Kuratorinnen-Team hat eine Fülle an historischem Material zusammengetragen, zig-Stunden Interviews geführt oder wie sie es nennen, »unbekannte Geschichten« gesammelt und aufgearbeitet. Die Ausstellung versucht, diese Vielfalt wiederzugeben, allerdings lässt sich auf den 300 m2 in der alten Halle des AzW nur ein Bruchteil dessen darstellen (dafür gibt es schließlich den umfangreichen Katalog). Wie bei jedem Großprojekt musste zuerst Ordnung in dem kistenweise mitgebrachten Material geschaffen werden: Russland wurde aus der Liste bewusst ausgeklammert, man konzentrierte sich auf 14 Sowjetrepubliken, eingeteilt in die Regionen Baltikum (Estland, Lettland, Litauen), Osteuropa (Weißrussland, Ukraine, Moldawien), Kaukasus (Georgien, Armenien, Aserbaidschan) und Zentralasien (Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan). Zur Gestaltung der Schau wurde das Büro Six & Petritsch beauftragt, das – so scheint es – mit ein wenig zu viel Ehrfurcht vor den teils fortschrittseuphorischen Formen zurückschreckte. Die zaghaften Pastelltöne, die jeweils eine Region farblich markieren, die fragilen Stellenwände und Schautische – eigentlich ist nichts mehr von dem kraftvollen Auftreten, wie es das Plakat versprach, zu spüren. Aber vielleicht hatte man seitens des AzW auch Angst, einem Ostblock-Chic zu verfallen, der seit Jahren durch einige Publikationen geistert.
Bis 25. Februar. Sowjetmoderne 1955-91. Unbekannte Geschichten. Architekturzentrum Wien, Alte Halle, Museumsplatz 1, A-1070 Wien, täglich 10-19 Uhr. Begleitend zur Ausstellung ist eine gleichnamige Publikation in deutscher und englischer Ausgabe erschienen (Verlag Park Books), 48 Euro. www.azw.at
Aktuelles Heft
MeistgelesenNeueste Artikel

Architektur Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Architektur-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum arcguide Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des arcguide Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de