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NEU BAU LAND (Frankfurt)

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NEU BAU LAND (Frankfurt)

NEU BAU LAND (Frankfurt)
Besucherzentrum
~Klaus Englert

Anfangs war die Architektur der DDR von der »glorreichen« Aufbauzeit bestimmt. Baumeister wie Hermann Henselmann und Hans Scharoun waren die Leitfiguren dieser Nachkriegsarchitektur, ansonsten gab es nur die anonyme Masse der Planer und Architekten. Planungskollektive und Brigaden errichteten die sozialistische Stadt mit prachtvollen Straßenzügen. In der Aufbauzeit der Stalin-Ära entstanden Hoyerswerda und Eisenhüttenstadt, die monumentale Stalinallee und großzügige Wohnungen für die Arbeiterklasse. Schließlich wurde unter Honecker, auf dem Fundament des abgerissenen Hohenzollern-Schlosses, der »Palast der Republik« errichtet, diesmal nach dem Vorbild der westlichen Moderne. Bekanntlich folgte nach der Aufbauphase die Zeit des Katzenjammers. Und nach der politischen Wende konnte selbst der »Stadtumbau Ost«, der Strategien für den Umgang mit der hoffnungslos verrotteten Altbausubstanz entwarf, nicht verhindern, dass man, neben den Problemen einer jahrzehntelang verfehlten Baupolitik, die hoffnungsvollen Neuansätze kaum wahrnahm.
Die vom Deutschen Architektur Museum Frankfurt konzipierte Ausstellung »Neu Bau Land« bewegt sich daher auf neuem Terrain. Erstmals wird die in den letzten Jahren entstandene Architektur der östlichen Bundesländer präsentiert. Ganz offensichtlich ist nicht nur der ostdeutschen Bevölkerung entgangen, dass in den fünf neuen Bundesländern teilweise Hervorragendes entstanden ist. Womit keineswegs Berlin mit den touristischen Highlights am Spreebogen gemeint ist, die in der Frankfurter Ausstellung wohlweislich ausgeklammert werden. Die Kuratoren wissen, dass auch hierzulande bei vielen die östlichen Landesteile und zumal die östliche Architektur noch immer terra incognita sind.
Da die architektonische Aufbruchszeit im Osten anscheinend kein interessiertes Publikum findet, bleibt in Frankfurt das Westpublikum unter sich. So zeigt die Ausstellung an 145 Bildbeispielen und etlichen Maquetten, dass gute Architektur in den verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen zu finden ist, offenbar besonders im Hochschulsektor, was den Dessauer Campus von Kister Scheithauer Gross, die Rostocker Institutsgebäude von Volker Staab und die Magdeburger Fakultätsgebäude von Peter Kulka demonstrieren. Der Berliner Kurator Ernst Busche vertrat während der Ausstellungseröffnung die These, dass sich die ostdeutschen Architekten, die sich ihre Position erst auf dem freien Markt erobern mussten, durch einen spielerischen Umgang mit der klassischen Moderne auszeichnen. Leider ist diese These in Frankfurt nur ungenügend nachvollziehbar, da die Architekten aus den neuen Bundesländern viel zu wenig berücksichtigt worden sind. Der Westimport ist überproportional hoch vertreten. Im Zeichen der Ost-West-Annäherung werden die Dresdner Synagoge von Wandel Hoefer Lorch + Hirsch, Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen von HG Merz und das Leipziger Museum für Bildende Künste von Hufnagel Pütz Rafaelian quasi als Ostarchitektur verkauft. Selbstverständlich auch Peter Kulkas Sächsischer Landtag, mit dem erstmals eine internationale Rezeption ostdeutscher Architektur einsetzte.
Natürlich gibt es in Frankfurt auch die spektakuläre Architektur internationaler Stars – Zaha Hadids Leipziger BMW-Werk oder das »Kommunikations- und Medienzentrum« der TU Cottbus der Basler Herzog & de Meuron. Doch allgemein dominiert die eher zurückhaltende Architektur, die weniger das mediale Interesse anstachelt. Es wird ebenso gezeigt, wie man mit der verhassten Platte, mit heruntergekommenen Altstädten, mit verlassenen Militärarealen und aufgegebenen Tagebaugebieten umgeht. Besonders gelungen ist die von Meixner Schlüter Wendt Architekten (Frankfurt) arrangierte Gegenüberstellung der Hochglanzarchitektur an den Wänden mit den architektonischen Abscheulichkeiten auf dem Boden. Die Highlights ostdeutscher Architektur hat der Fotograf Gerhard Zwickert mit der baulichen Misere in der Provinz, mit dem buchstäblichen Grau in Grau des gewöhnlichen Alltags konfrontiert. Man muss also den Blick gen Boden richten, um diese »niedere« Architektur wahrzunehmen.
Bis 26. August. Deutsche Architektur Museum, Schaumainkai 43, Katalog: O. Hamm, E. Busche, W. Voigt, P. Cachola Schmal (Hrsg.), 29,90 Euro. www.dam.inm.de
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