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Museen im 21. JahrhunderT (Berlin)

Ausstellungen
Museen im 21. JahrhunderT (Berlin)

~Urte Schmidt

Museen seien die wahren Kathedralen und Schlösser der Gegenwart, verkünden vollmundig die wenigen einleitenden Worte zur Ausstellung, die 28 internationale, gebaute und unvollendete Projekte namhafter Architekten versammelt. Als krönender Abschluss präsentiert sich im Kopfbau eines Seitenflügels des Pergamonmuseums das lokale Großprojekt, die Museumsinsel. Eine Animation aus der Vogelperspektive zeigt dazu Bilder, die nicht einmal Vögel je sehen werden, denn die vorderen Bauten sind jeweils ausgeblendet. Den Eindruck, es handle sich hierbei um einen kostengünstigen Imagefilm, unterstreicht die Art der musikalischen Unterlegung.
Enttäuschend an dieser Ausstellung ist aber nicht nur dieser speziell für Berlin inszenierte Höhepunkt. Die Erläuterungen zu fast allen anderen Projekten sind unzureichend und entbehren bei grotesker Kürze manchmal sogar jeder konkreten Information. So heißt es beispielsweise zum Musee du Quai Branly von Jean Nouvel in Paris: »Im Inneren wird durch Atmosphäre das Mystische und Faszinierende der den Europäern fremden Kulturen dargestellt.«
Das Gesamtgerüst fehlt, sei es nun theoretischer oder konzeptioneller Natur. Wodurch zum Beispiel lassen sich diese Bauten im beginnenden 21. Jahrhundert verorten, was verbindet sie oder macht sie einzigartig? Annäherungen und Ideen dazu sucht man auf dem Weg durch die Ausstellung vergeblich. Präsentiert werden gut aussehende Modelle und Pläne, von denen einige allzu bekannt sind. Wie Gehrys unvollendete Corcoran Gallery of Art für Washington, die die Besucher abermals mit dem bereits bis zur Ermüdung zitierten »Bilbao-Effekt« langweilt. Direkt daneben steht mit dem Eyebeam Museum of Art and Technology für New York von Diller Scofidio + Renfro (s. Abb.) eines der raren Projekte, die wohl wirklich erst um die Jahrtausendwende entstehen konnten – allerdings bis heute ungebaut blieben. Zwei übereinandergeschlungene Bänder in Grau und Türkis, eines dient der Präsentation, eines der Produktion, manchmal überschneiden sie sich. Flure werden Wände, Wände wieder Ebenen, dazwischen liegt das »Nervensystem« des Gebäudes. Entlang der Fassade bewegt sich eine »Spidercam« dorthin, wo sich Aktivität konzentriert und versendet davon Bilder innerhalb und außerhalb des Museums. Die Erläuterungen der Architekten reichen hier aus, Modell und Grafiken ergänzen sie anschaulich. An die Wand projiziert sind gewollt futuristische Filmsequenzen, die hier durchaus passen.
Auch das Kunsthaus Graz ist durch einen Film mit schnellen Schnitten und Schwenks zwischen Bar, Besuchern und flimmernder Fassade ergänzend präsentiert. Den Werbespot untermalt permanent rythmisches Gestampfe, das allerdings einzig beim Betrachten von Zaha Hadids Maxxi Museo Nazionale delli Arti Del XXI Secolo für Rom nicht stört. Denn dessen eigene 3D-Animation steigert das Tempo Richtung Autobahn: Die Besucher scheinen hier nicht zu flanieren, sondern über Bahnen und Wege wie in einer Achterbahn zu rasen.
Die raren Perlen dieser Ausstellung liegen abseits der Hauptwege in den Seitenräumen. So Tadao Andos weitgehend unterirdisches Chichu Art Museum in Naoshima. Die poetischen Fotografien und das einsehbare Modell sind wesentlich eindrucksvoller als alles Laute zuvor. Auf der anderen Seite der Hauptachse befindet sich das wunderbare Landschaftsmodell des Stonehenge Visitor Centres in Wiltshire aus Holz, Stahl und Aluminium: Lange, gebogene Wände, auch hier teilweise vergraben, und versteckte Oberlichter, die die Sonnenstrahlen ins Innere lenken. Ein Lageplan und ein konstruktiver Schnitt erläutern Details, die man bei anderen Werken vermisst. Berlin ist sechste Station der Ausstellung, kuratiert von Suzanne und Thierry Greub vom Art Centre Basel, die auch den begleitenden Katalog herausgeben. Dieser ist durch weiterführende Essays ergänzt und liefert weit mehr Hintergrundinformationen.
Bis 25. Mai. Pergamonmuseum, Berlin. Mo–So 10–18, Do 10–22 Uhr. Katalog im Prestel Verlag, München 2008, 24,80 Euro.
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