München befindet sich vom Altstadtkern bis zu den Rändern im Modernisierungsprozess. Da kann eine kritische Rückschau auf Planungen und Planungsmaximen recht hilfreich sein. So konzipierte Gerhard Gross vom Referat für Stadtplanung und Stadtentwicklung ein Geschichtspanorama das mit der Stadtgründung Heinrich des Löwen 1158 beginnt und mit Hochhausdebatte und Arnulfpark endet. Das Projekt ist umso begrüßenswerter, weil das Stadtmuseum seit Jahren außer Stande ist, die Historie der Isarmetropole auch nur ansatzweise zu repräsentieren. Die Idee ist auch zu loben, weil Städtebau anders als Architektur nur schwer öffentlich zu vermitteln ist. Das liegt an der Komplexität des Themas und dem Abstraktionsgrad seiner grafischen Darstellung. Leider wurde die Chance vertan, die Entwicklungsgrundlagen spannend, visuell anregend und vor allem modern darzustellen. Stattdessen werden inhaltliche und formal alte Zöpfe geflochten. Vor allem die zur Einstimmung an die Wände gepinselten historischen Stadtszenen erinnern an Lüftlmalerei der 50er Jahre. Das Programm der Medienterminals bietet zwar Detailinformationen zu den bekannten Stadtmodellen vermag aber keine Prozesse zu visualisieren. Inhaltlich geht die Ausstellung kaum über Schulwissen hinaus. Immer noch wird erzählt, die Stadt habe sich 500 Jahre lang nicht über die Stadtmauer von 1300 hin- aus bewegt, obwohl inzwischen gegenteilige Grabungs- und Forschungsbefunde vorliegen. Kein Wort zum massiven Stadtumbau. Grünplanung kommt – sieht man vom Englischen Garten ab – kaum vor. Zwei Pläne zur Bundesgartenschau 2005 müssen reichen. Auch im Begleitprogramm fehlt das Thema. Ira Mazzoni
Bis 30. Januar im Münchner Stadtmuseum, St. Jakobs-Platz , Di – So 10 –18 Uhr. Statt Katalog erscheint ein Stadtatlas für 86 Euro und ein Stadtbilderbuch für 24 Euro.
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