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Moderne Moscheebauten (Augsburg)

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Moderne Moscheebauten (Augsburg)

Moderne Moscheebauten (Augsburg)
Einweihung der neuen Moschee der DITIB TŸrkisch-Islamischen Gemeinde zu Ingolstadt mit dem Obermufti aus Instanbul und Manisa
~Klaus F. Linscheid

»Schließen Sie Ihre Augen und stellen Sie sich für einen Augenblick eine Moschee vor.« Alen Jasarevic (35), Architekt und Experte für Moscheebau, sensibilisiert geschickt die Zuhörer eines Symposiums anlässlich der aktuellen Ausstellung im Architekturmuseum Schwaben. Fast jeder der rund hundert Besucher denkt sofort an den traditionellen osmanischen Bautyp mit Kuppel und Minarett. Doch Jasarevic zeigt Beispiele aus China, Ghana und Indonesien, die so gar nicht den tradierten Vorstellungen entsprechen. Moscheen sind keinem festgelegten Formenkanon unterworfen. Alleine die Gebetsrichtung (Quibla) gen Mekka ist zwingend.
Das Bild, das Menschen mit Moscheen verbinden, ist in zweifacher Hinsicht entscheidend für deren Akzeptanz. Einerseits assoziieren große Kuppeln und hohe Minarette Machtanspruch, andererseits ist fundiertes Wissen um den islamischen Glauben in der christlichen Bevölkerung eher dünn gesät. Aufklärung tut also Not. Die aktuelle Ausstellung leistet hierzu einen wichtigen Beitrag. Sie macht anhand aktueller Beispiele aus München, Köln, Penzberg und Berlin deutlich, wie zeitgenössische Moscheebauten aussehen können.
Paul Böhms Entwurf für die Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld lehnt sich konzeptionell zwar eng an traditionelle Vorbilder an, die aufgebrochene Kuppel und die spiralförmig verdrehten Minarette signalisieren jedoch Offenheit. Nur dem Anschein nach dreht sich die Diskussion in Köln um die Höhe der Minarette. In Wahrheit wurde die im vergangenen Jahr erzielte Einigung urplötzlich durch Äußerungen des jüdischen Publizisten Ralph Giordano kolportiert, der populistisch die Integration der Muslime in Deutschland für gescheitert erklärte und daraus folgerte, der Bau einer neuen Moschee sei das falsche Signal. In München-Sendling versiegt das Konzept eines Moscheeneubaus wohl bald aus finanziellen Gründen. Auch hier gab es über Jahre heftigen Widerstand aus der Bevölkerung.
Alen Jasarevic ist sich sicher, dass eine gute Vorbereitung und ein intensiver und offener Dialog mit allen Beteiligten der Schlüssel zum Erfolg eines Moscheeprojektes ist. Er muss es wissen, denn das islamische Forum in Penzberg entstammt seiner Feder. 2005 eröffnet, gilt es mittlerweile als Musterbeispiel einer zeitgemäßen Moscheearchitektur. Das stilisierte Minarett verkündet in subtiler Weise den Gebetsruf mit arabischen Schriftzeichen auf der metallenen Außenhaut. Die behutsame Öffnung zur Straße lässt Einblicke in den Gebetsraum zu. Eine Geste, die Vertrauen schafft. Transparenz, Kommunikation und interkultureller Austausch sind die Maxime der muslimischen Gemeinde Penzberg. Bester Beweis: 20 000 Nicht-Muslime besuchten das islamische Forum in drei Jahren. Die vierjährige Vorbereitungszeit war richtig investiert, betont Jasarevic, denn inzwischen wird das Forum als »Ort der Identifikation« von der Bevölkerung angenommen und sogar als Aufwertung des Stadtbildes empfunden. Die Ausstellung im Architekturmuseum zeigt neben Zeichnungen der aktuellen Projekte aus Köln, München, Penzberg und Berlin auch viele Originalmodelle. Bayerns größte Moschee in Ingolstadt (siehe Abb.), die im Mai 2008 eröffnet wurde, fehlt leider. Auch dort konnte durch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen der Türkisch-Islamischen Gemeinde, der Stadt und der Bevölkerung ein guter Konsens erzielt werden. Der Gebetsraum für 800 Gläubige ist hell und freundlich nach orientalischem Vorbild gestaltet.
Bis 31. Mai. Architekturmuseum Schwaben, Thelottstraße 11, täglich außer Mo 14–18 Uhr. www.architekturmuseum.de/augsburg
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