~Falk Jaeger
Das Museum der Tchoban Foundation im Brauereiareal Pfefferberg in Berlin, Prenzlauer Berg, ist seit 2013 bekannt als Sammlungsstätte bedeutender Zeichnungen von Künstlern und Architekten. Sie beinhaltet Werke aus insgesamt 600 Jahren Architektur- und Kunstgeschichte mit Schwerpunkten auf dem 17. und 18. Jahrhundert sowie dem russischen Konstruktivismus der 20er Jahre.
Gegenwärtig zeigt das Museum eine hochkarätige Schau von 37 Werken aus der Architektursammlung der Wiener Albertina, deren Leiter Christian Benedik eine Art »best of« zusammenstellte – wenngleich es ein hoffnungsloses Unterfangen wäre, aus der 35 000 Zeichnungen umfassenden Sammlung (darunter allein 1 000 Blätter von Francesco Borromini) die drei Dutzend »besten« zu benennen.
Von Borromini stammt dann auch eines der furiosesten Blätter, der Entwurf für die Laterne von Sant´Ivo alla Sapienza in Rom . Man kann auf dieser nicht ins Reine gezeichneten Skizze förmlich zusehen, wie der Meister den Stift führt, wie er entwirft, korrigiert, handschriftlich erläutert. Allein dieses Blatt ist den Besuch der Ausstellung wert, kann doch die unmittelbare sinnliche Anschauung durch keine Katalogseite oder keine Web-Abbildung ersetzt werden.
Zu sehen sind aber auch andere Genres der Architekturdarstellung, penible Studien, akribische Risse, prächtige Projektpräsentationen, locker hingeworfene Skizzen und stimmungsvolle Veduten. Mit dabei sind herausragende Künstler und Architekten wie Antonio Pisanello, Gian Lorenzo Bernini (s. Abb.), Hubert Robert, Adolf Loos, Egon Schiele, Frank Lloyd Wright sowie Zaha Hadid, um nur einige zu nennen. Diesmal also keine Themenausstellung mit Bildungsanspruch und ausgeklügelter didaktischer Methodik, sondern ein lustvoller Parforceritt durch die Jahrhunderte der architektonischen Bilderwelt, bei dem es ausschließlich um den Genuss des Schauwerts der Blätter von Hand der Baukünstler geht. Dabei kommt dem Kunstgenuss die kontemplative Kabinett-Atmosphäre des vergleichsweise kleinen, intimen Museums zugute, die Konzentration auf in diesem Fall 37 Blätter, die es erlaubt, im Rahmen eines Museumsbesuchs jedem einzelnen der Exponate mit der angemessenen Aufmerksamkeit zu begegnen.
Bis 10. Juli. Meisterzeichnungen aus der Wiener Albertina. Tchoban Foundation, Christinen-straße 18 a, 10119 Berlin, Mo-Fr 14-19, Sa+So 13-17 Uhr, www.tchoban-foundation.de
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