Erstmals wird in Europa das Werk von Kazunari Sakamoto präsentiert, einem der wichtigsten Architekten Japans. Seine meist kleinen, unscheinbaren und für hiesige Verhältnisse äußerlich wenig attraktiven Privathäuser zeichnen sich durch erstaunlich offene Innenräume aus. Die differenziert ausgebildeten Grund- und Aufrisse zeigen, wie auf kleinstem Raum Freizügigkeit entsteht. Der Rhythmus von Rampen und Treppen, Galerien und Einbauschränken bestimmt das komplexe Raumprogramm, das vielfältige Übersichten, Durchblicke und Aussichten gewährt. Beispielhaft dafür steht das Haus SA aus dem Jahr 1999. Die Ausstellung im Sonderschaubereich des Architekturmuseums der TU München zeichnet sich durch plakative Direktheit und Nachdrücklichkeit aus. Großfotografien der Fassaden sind jeweils mit den Innenansichten konfrontiert. Der Besucher steht dazwischen, spürt die vermeintliche Diskrepanz von rauer Schale und handwerklich raffiniertem Innenleben – er erlebt Raum. Beim genaueren Hinsehen entwickelt sogar die hässlich rohe und bucklige Betonfassade des Machiya Hauses in Minase aus dem Jahr 1970 Sinnlichkeit. Wer tiefer einsteigen will, kann anhand von ausgelegten Büchern und Blaupausen weitere Studien betreiben. Modelle erklären die verwinkelten stadträumlichen Situationen. Am Ende der Ausstellung sorgt ein Film dafür, dass die Einzelaspekte im Raum- und Bewegungskontinuum wieder zusammenfinden. Ohne Unterstützung der Japan Foundation und des Deutschen Werkbundes Bayern wäre diese inhaltlich dichte Präsentation kaum möglich gewesen. Auch als Architekturausstellung hat sie Modell- charakter. Ira Mazzoni
Bis 9. Januar im Architekturmuseum der TU München in der Pinakothek der Moderne, Barerstraße 40, Di, Mi, Sa+So 10 – 17, Do+Fr bis 20 Uhr, Katalog, zweisprachig, 19,50 Euro
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