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KAPOOR in Berlin (BERLIN)

Ausstellungen
KAPOOR in Berlin (BERLIN)

~Hartmut Möller

Anish Kapoor ist für seine großformatigen Skulpturen im öffentlichen Raum berühmt. Nicht erst durch seine 115 m hohe (für die Olympischen Spiele 2012 in London errichtete) Stahlstruktur in Form einer Wasserpfeife dürfte er auch dem weniger kunsterprobten Publikum bekannt sein. Nun widmet ihm der Berliner Martin-Gropius-Bau eine opulente Schau. Die von Norman Rosenthal kuratierte Ausstellung bespielt das gesamte EG des Museums und sorgt für einen wahren Sinnesrausch. Im zentralen Lichthof wird der Besucher mit dem eindrucksvollen Werk »Symphony for a Beloved Sun« empfangen. Vor einer roten Sonnenscheibe transportieren vier unregelmäßig im Raum verteilte Förderbänder rote Wachskuben in Richtung gläserne Dachkuppel, nur um diese dann meterweit in die Tiefe fallen zu lassen, wo sie sich zu klumpigen Haufen türmen. Der theatralische Auftritt nimmt Bezug auf Lithografien von El Lissitzky aus den 20er Jahren, die dieser für Kasimir Malewitschs Oper »Sieg über die Sonne« angefertigt hatte. Da alle weiteren Exponate über die umliegenden Räume verteilt sind, lässt sich die spektakuläre Installation im Rundgang gut von allen Seiten betrachten. Zudem verändert sie sich bereits während des Aufenthalts. Noch auffälliger geschieht dies bei »Shooting into the Corner«. Alle 20 Minuten schießt hier eine Kanone mit lautem Ge- töse rote Wachszylinder in die Ecke und kulminiert in einem sich stets wandelnden Action-Painting. Überhaupt spielt die markante Farbe Rot für den Turner-Preisträger sowohl aufgrund ihrer Schock-Wirkung als auch durch ihre Assoziation an Blut eine wichtige Rolle. Offensichtlich durch Rahmen freigeschabte rote Wachskörper präsentieren sich neben einer überdimensionalen Glocke, die mittels einer gebogenen, rotierenden Metallschiene geformt wird. Aufgeschnittene, zerfaserte Blöcke gleichen einem Geflecht aus Adern, in klaffenden Natursteinen scheint der Lebenssaft durch deren Hohlräumen zu fließen. Eine Wandbeule suggeriert Schwangerschaft; die sich über drei Räume erstreckende PVC-Plane einer früheren Arbeit irritiert die gewohnte Sichtweise des Raums. Auch sonst spielt der Künstler mit unseren Wahrnehmungen. Sein Interesse gilt dabei oft dem Körperinneren. Ausgehöhlte Sandsteinblöcke schlucken das Licht und wirken dabei mangels Abschätzung ihrer wirklichen Tiefe wie Tore in eine andere Dimension. Genauso wenig kann man sicher sein, ob ein dunkler Kreis als Öffnung im Parkett tatsächlich ins Bodenlose führt oder einfach flächenbündig aufgetragen wurde. Andernorts entpuppt sich ein schwarzes Loch in der Wand als Abgasrohr einer rückseitig befindlichen Maschine. Ein weiteres wichtiges Element des Bildhauers ist die Spiegelfläche aus poliertem Edelstahl. Ob konkav und konvex modelliert, verdreht oder als Miniatur- Pixel-Variante, das verzerrte Ebenbild bringt nicht nur anwesende Kinder zum Staunen. Dem kurzweiligen Vergnügen über optisch deformierte Leiber gingen komplizierte mathematische Berechnungen und ein aufwendiger Herstellungsprozess voraus. Etwa die Hälfte der rund 70 gezeigten Werke ist speziell für die Ausstellung kreiert worden – ein Abstecher in die Bundeshauptstadt lohnt sich also auch für versierte Kenner des jüngst von Königin Elizabeth II. zum »Sir« ernannten Plastikers.
Bis 24. November. Anish Kapoor. Kapoor in Berlin. Martin-Gropius-Bau, Niederkirchnerstraße 7, 10963 Berlin, Mi-Mo 10-19 Uhr, www.gropiusbau.de.
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