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John Pawson (München)

Ausstellungen
John Pawson (München)

~Klaus F. Linscheid

Dass die einfachen Lösungen meist die schwierigsten sind, ist kein Paradoxon, sondern Erfahrungssache. Die Reduktion auf das für die jeweilige Aufgabe Notwendige verleiht diesem eine Aura der Reinheit und Vollkommenheit. Der britische Architekt John Pawson, 1949 in Halifax/Yorkshire geboren, zählt zweifellos zu den international herausragenden Minimalisten, denen es gelingt, aus jedem Minimum ein Maximum an Klarheit zu erdenken. Das Architekturmuseum der TU München zeigt nun erstmals in Deutschland eine Retrospektive des 30-jährigen Schaffens von John Pawson.
Wenn auch sein Name selbst in Fachkreisen bisher nicht jedem geläufig war: Spätestens seit dem Umbau des Londoner Commonwealth Institute zum weltweit größten Designmuseum erlangte John Pawson international höchste Anerkennung.
Geprägt von Architekten wie Mies van der Rohe und dem Japaner Shiro Kuramata, der ihn persönlich zum Architekturstudium animierte (statt buddhistischer Mönch zu werden, was er ursprünglich vorhatte), tat sich Pawson in den ersten Jahren seines Schaffens schwer in seinem Heimatland. Den ersten Neubau für ein privates Wohnhaus realisierte er für einen Hamburger Bauherrn 1987-89 auf Mallorca. Private Wohnhäuser und Umbauten von Wohnraum prägten zunächst seinen Wirkungskreis. Erst in den letzten zehn Jahren kamen Kirchen, Klöster und Designaufgaben hinzu. Am bekanntesten dürfte das Kloster Unserer Lieben Frau von Nový Dvur sein. Hier wurde ein historisches Herrenhaus restauriert und um den früheren Hof eine neue Klosteranlage komponiert. Der Einsatz von indirektem, natürlichem Licht verleiht dieser Anlage eine majestätische Ruhe und Reinheit.
Die wichtigsten Werkzeuge während des Entwurfsprozesses sind für Pawson Modelle und die Fotografie. Mindestens fünf Arbeitsmodelle in unterschiedlichen Maßstäben und mit unterschiedlichem Detaillierungsgrad unterstützen den Architekten und sein Team dabei, Proportionen zu untersuchen, die Wirkung von Licht und Schatten zu studieren und ein Gebäude in den richtigen Kontext zu stellen. Er sei kein guter Zeichner, sagt Pawson über sich selbst, so dass ihm die Fotografie helfe, die gewünschte Raumwirkung zu prüfen.
Dies wird auch in der sehenswerten Ausstellung deutlich. In einer Art Timeline kann das Œuvre von Pawson von 1981 bis heute anhand von zahlreichen Modellstudien und Projektbeschreibungen nachvollzogen werden. Die beiden größten Modelle vom Kloster Unserer Lieben Frau (Maßstab 1:20) und der im Umbau befindlichen Kirche St. Moritz in Augsburg (Maßstab 1:50) gewähren einen perfekten Einblick in den Innenraum.
Schon der erste Ausstellungsraum, genannt »plain space«, also klarer Raum, zeigt die Bedeutung von Fotografie und Modell in seiner Arbeit. Vier Projekte, darunter das Kloster in Böhmen, zwei Wohngebäude und die Brücke Sackler Crossing in Kew Gardens werden mit großformatigen Fotografien, einer Modellstudie und Materialproben präsentiert.
Die im Büro Pawson entwickelte Ausstellung ist ein Beispiel seiner minimalistischen Arbeit. Bis hin zum Filz auf den Tischen wurde jedes Detail akribisch gestaltet. Um einen persönlichen Eindruck von der Raumwirkung seiner Architektur zu bekommen, können die Besucher ein 1:1-Modell eines ovalen Raums auf sich wirken lassen. Eine besondere spirituelle Bedeutung habe dieser Raum nicht, so Pawson, doch: »Gib den Leuten eine Bank und sie finden eine Nutzung.«
Bis 20. Mai. Architekturmuseum der TU München in der Pinakothek der Moderne, Barer Straße 29, 80799 München, Di-So 10-18, Do bis 20 Uhr. Katalog 39,95 Euro, Museumsausgabe 24 Euro. www.architekturmuseum.de
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