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Italy Now? (Zürich)

Ausstellungen
Italy Now? (Zürich)

~Caspar Schärer

Die großen Zeiten der italienischen Architektur scheinen lange vorbei. Die römischen Baumeister, die Heldentaten der Renaissance- und Barockarchitekten: vergangene Epochen. Einer der letzten Meilensteine aus Italien war Aldo Rossis Buch »L‘architettura della città«, erschienen 1966, vor mehr als vierzig Jahren. Mit Giorgio Grassi lebt noch ein Vertreter aus der Generation Rossis, doch er trägt die stark ramponierte Fackel des italienischen Rationalismus fast alleine. Und von Genua aus operiert der internationale Flughafen- und Museumsarchitekt Renzo Piano, ein Star der globalen Szene.
Ansonsten ist nicht viel aus Italien zu vernehmen. Dennoch wird natürlich auch dort gebaut – von so vielen Architekten wie fast nirgendwo sonst in Europa. Zwanzig davon stellt der in Zürich lebende Architekt und Kurator Alberto Alessi in der Ausstellung »Italy Now?« an der ETH Hönggerberg in Zürich vor.
Eine große, auf den Boden gezeichnete Karte des Stiefels verortet die Büros, und dort, wo sie ihr Domizil haben, hängt eine schmale Fahne von der Decke. Darauf sind Projekte und Bauten zu sehen, die dem Mitteleuropäer nicht fremd erscheinen. Woher die Einflüsse stammen oder ob die Entwürfe »genuin« italienisch sind, lässt sich nicht ermitteln. Es spielt auch keine Rolle. Denn das Spezifische kann nicht mehr zwingend aus der Form abgeleitet werden – die Architektursprache ist europäisch, wenn nicht global geworden. Alberto Alessi betont, dass sich heute regionale Unterschiede in den Bedingungen der Produktion zeigen, die in eine bestimmte Form münden können oder auch nicht. Im Europa der offenen Grenzen ist die nationale Färbung der Architektur nahezu bedeutungslos geworden.
Obwohl man fast sagen kann, dass italienische Bauherren generell nicht an Architektur interessiert sind und obwohl ein Projekt mit Realisierungszeiten von gut 15 Jahren rechnen muss, sieht Alessi für seine Zunft nicht schwarz. Gerade die Nicht-Beachtung sei eine Chance für die Architekten. Sie könnten deswegen mehr Freiheiten nutzen und aus dem Mainstream ausbrechen. »Italien ist ein Labor, in dem Positionen erprobt werden können«, fasst Alessi die Situation in seinem Heimatland zusammen. Fern der Hochglanz-Zeitschriften würde sich eine lebendige Architektenszene entwickeln, die zäh, flexibel und unbeirrbar ihren eigenen Weg gehe.
Die in der Ausstellung vorgestellten Projekte zeugen von diesem Willen, aktiv die Bedingungen anzunehmen und positiv umzusetzen. Auf der Rückseite jeder Fahne geben die Architekten in einem Interview schriftlich Auskunft über ihre Haltungen. Der bemerkenswert hohe Textanteil unterscheidet die Ausstellung von vergleichbaren Darstellungen. Er zeigt aber auch, dass Architektur nicht in jedem Fall ausschließlich über Fotos und Pläne kommuniziert werden muss, denn erst durch die Lektüre der Interviews werden die Besonderheiten der zeitgenössischen italienischen Architektur begreifbar.
Bis 10. Juli. Architekturfoyer der ETH Zürich/Hönggerberg, Mo–Fr 8–22, Sa bis 12 Uhr, So und Feiertage geschlossen. Katalog. www.gta.arch.ethz.ch
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