Stadt- und Architekturutopien spiegeln die Vorstellungen idealer Lebens- und Gesellschaftsformen ihrer Zeit wider. Deshalb ist es besonders interessant, die inzwischen fast schon zu Manifesten gewordenen Utopien vergangener Tage aus heutiger Sicht
zu betrachten. Die Ausstellung nimmt sich dieses Themas an und zeigt architektonische und urbane Experimente von 1956 bis ins Jahr 2000 in chronologischer Reihenfolge. Beginnend mit Arbeiten vom Constant Nieuwenhuys, Peter und Alison Smithson über Superstudio und Haus-Rucker-Co bis zu Daniel Libeskind und Rem Koolhaas sind alle namhaften Avantgarde-Architekten vertreten. Gezeigt werden Publikationen, Originalzeichnungen und Modelle, thematisch geordnet und in Kojen zusammengefasst. Schwarz-weiße Plakate kommentieren die Exponate und zeigen Details eines Entwurfs oder auch Zitate der Architekten. Das Überraschende an dieser Ausstellung ist, festzustellen, wie manches, was heutzutage gebaut und entworfen wird, den Utopien von damals ähnelt, wenn man sich die ganzen Blob-Architekturen vor Augen hält. Erstaunlich auch, wie unmittelbar die Zeichnungen, Bilder und Collagen den Betrachter ansprechen, etwas, das die perfekten, computergenerierten Pläne und Modelle von heute kaum mehr zu leisten vermögen. Leider erschöpft sich der Katalog zur Ausstellung weitgehend darin, die Objekte abzubilden, ohne Bezüge in die Vergangenheit und die Gegenwart herzustellen oder sie überhaupt in einen größeren ge-sellschaftlichen Zusammenhang zu setzen. Dennoch: Allein schon die vielen Originalexponate lohnen den Besuch dieser Aus-stellung. Maren Harnack
Bis 17. September. Barbican Art Gallery, Silk Street, London EC2Y 8DS, täglich 11–20 Uhr, Di + Do 11–18 Uhr, Katalog 29,90 Pfund, www.barbican.org.uk/artgallery.
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