Ein Höhepunkt hanseatischer Landhauskultur ist das Jenisch-Haus, eines der am besten erhaltenen klassizistischen Bauwerke der Stadt – und zudem als Museum mitsamt des großartigen Parks frei zugänglich. Seit 2001 werden dort auch Ausstellungen zur Kunst und Kultur des 19. Jahrhunderts gezeigt. Erstaunlicherweise wurde bisher weder dort noch anderswo der Erbauer des Hauses, Franz Gustav Forsmann (1795– 1878), gewürdigt. Das holt jetzt eine Ausstellung im Rahmen des Hamburger Architektur Sommers nach. Ihr Fokus richtet sich auf den Untertitel »Eine Hamburger Architektenkarriere« und stellt damit die stilgeschichtlich-baukünstlerischen Betrachtung etwas in den Hintergrund. Forsmann ist keineswegs ein vergessenes Genie; Bausenator Jenisch – Forsmanns Vorgesetzter und privater Auftraggeber zugleich – ließ dessen Pläne für sein Landhaus sogar bei Schinkel gegenprüfen. Forsmann zeigte sich auf der Höhe der Architekturdiskussionen während seiner langen Schaffenszeit, nahm bemerkenswert früh moderne Impulse auf, wie beispielsweise die Verwendung von Gusseisen. So konnte er den wichtigen Modernisierungsschub Hamburgs nach dem »Großen Brand« von 1842 entscheidend mitgestalten, etwa mit der Börse, den Markthallen und zahlreichen Schulhäusern. Zugleich wurde er zu einem begehrten Baumeister des hamburgischen Bürgertums. Umso berechtigter erscheint es deshalb für die Schau, das Jenisch-Haus in nahezu allen Räumen – sie zeigen sonst auch Wohninterieurs anderer Epochen – dem Zustand der Bauzeit anzunähern: ein stimmungsvoller Auftakt zur eigentlichen Ausstellung, die mit Originalplänen und -akten, Modellen, Grafiken, Fotos und Büchern Leben und Werk Forsmanns vorstellt. Lars Quadejacob
Bis 29. Oktober. Jenisch-Haus, Baron-Voght-Str. 50, Di–So 11–18 Uhr, Katalog 17 Euro, www.altonaermuseum.de
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