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Frank Stella (Wolfsburg)

Ausstellungen
Frank Stella (Wolfsburg)

Frank Stella (Wolfsburg)
~Hartmut Möller

Frank Stella war gerade einmal Anfang 20, als er vom New Yorker Museum of Modern Art durch die Hängung seiner »schwarzen Serie« auf Augenhöhe mit Jasper Johns und Robert Rauschenberg geadelt wurde. Mit breitem Pinsel aufgetragene Streifen, die umrahmend lediglich einen dünnen, weißen Strich auf der Leinwand zurückließen, verschafften ihm 1959 so den Durchbruch mit einem Paukenschlag. Sein programmatischer Ausspruch »What you see is what you see« formulierte zugleich das ästhetische Dogma der Minimal-Art-Bewegung. Diesem Motto ist er bis heute treu geblieben.
Eine Interpretation seiner Werke hält er schlicht für überflüssig – schließlich habe er ja doch keine Kontrolle mehr darüber, was die Betrachter dieser sehen, fühlen oder wie sie darauf reagieren. Im Kunstmuseum Wolfsburg kann also ein jeder seinen Gedanken freien Lauf lassen. Markus Brüderlin und Holger Broeker haben die sehenswerte Retrospektive in Zusammenarbeit mit dem Künstler kuratiert. Ihrem Anspruch, den »ganzen Stella« zu zeigen, werden sie mit 63 großformatigen Exponaten und 82 Papierarbeiten aus über fünf Jahrzehnten gerecht. Auf eine chronologische Ordnung verzichtet das Team dabei gänzlich. Zwar hängen eingangs einige der legendären »Black und Pre-Black Paintings«, die noch von größtmöglicher Reduktion zeugen, doch nur einige Schritte weiter erwartet den Besucher eine knallbunte, raumgreifende Wunderwelt. Der 40 x 40 m große Raum wurde durch mobile Trennwände angenehm gegliedert. Ohne Abschluss erlauben Ein- und Ausblicke in alle Richtungen eine assoziative Querfeldeinerkundung. Insbesondere die großzügige Höhe von 16 m bietet der pompösen Farbgewalt der gigantischen Objekte den nötigen Freiraum. Wenn nicht alles so sauber und frisch in Reinweiß gestrichen wäre, könnte man sich glatt in einer Lagerhalle wähnen, wie sie Frank Stella als Studio dient. Seine Wandlung vom Minimalismus zum Maximalismus vollzog sich zunächst im Bruch konventioneller rechteckiger Bilder, die er forthin als unregelmäßige Polygone mit spitzen Winkeln oder als farbenfrohe Kreis- und Bogenformen ausführte. Anfang der 70er Jahre eroberte er die dritte Dimension durch weit auskragende Figuren, Kurven- und Gitterformationen. Dabei scheint dem 76-Jährigen bis heute kein Material und keine Verarbeitungstechnik fremd zu sein. Vor der Stiege zur Empore dominiert eine über 3,5 m hohe, ineinanderverschlungene Struktur aus gebogenem Bootsbau-Sperrholz den Raum. Im Grunde ist es nur logisch, dass Stellas Weg vom Gemälde zum Relief über die Skulptur zur Architektur führte. Seit über 20 Jahren ist er auch auf diesem Feld aktiv und hat durch die Verwendung von Computersoftware (die im Design und beim Autobau zum Einsatz kommt) nicht nur Frank Gehry beeinflusst. Einige seiner baukünstlerischen Visionen werden als Modelle auf der Galerie präsentiert. Im Obergeschoss befinden sich in einem abgetrennten Kabinett außerdem frühe Bleistiftstudien über Formen, Proportionen und Farben der im Hauptraum ausgestellten Arbeiten. Auch ein Blick in die parallel laufende Schau zur »Ornamentgrafik von Dürer bis Piranesi« ist empfehlenswert – er offenbart erstaunliche Analogien zu Frank Stellas Werk.
Bis 20. Januar. Frank Stella – Die Retrospektive (Werke 1958-2012). Kunstmuseum Wolfsburg, Hollerplatz 1, 38440 Wolfsburg, Di 11-20, Mi-So 11-18 Uhr. www.kunstmuseum-wolfsburg.de
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