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Flughafen Tempelhof (München)

Ausstellungen
Flughafen Tempelhof (München)

~Klaus F. Linscheid

Licht spielt in seinen Fotografien eine wichtige Rolle. Schatten geben dem Bild Plastizität und Tiefe. Das Abbild des Baums auf der Fassade, das blau eingefärbte Tageslicht, das diffus durch die Glastür schimmert oder die Spiegelung der weiß leuchtenden Neonröhren auf dem polierten Natursteinboden. Was wir sehen ist Vergangenheit. Menschenleere Räume, verwaist und doch nicht vergessen: der Flughafen Tempelhof. Der Berliner Architekt und Fotograf Maximilian Meisse hat diese Räume für die Ewigkeit konserviert. Der »Sammler von Orten«, wie er sich selber bezeichnet, hat dabei nichts inszeniert. Alles ist echt. Das Licht, jeder Sessel und die aus der Wand gerissene Elektroleitung. Trotzdem wird man als Betrachter den Eindruck nicht los, alles sei nur Kulisse. So vollkommen ist jedes einzelne Bild.
Das kommt nicht von ungefähr. Jedes Motiv, jede Einstellung und die für die beabsichtigte Bildwirkung benötigte Lichtstimmung hat der Fotograf vorher akribisch geplant. »Vor der Gestaltung des Bilds steht das Auffinden eines besonderen Orts« beschreibt er seine Vorgehensweise. »Ich muss einen Ort finden, der mich anzieht und der mich fasziniert.« Das Ergebnis seiner Studien könnte auch ein Gemälde sein. »Wenn ich malen könnte,« sagt der Fotograf, »würde ich es genau so malen.«
Besonders die Innenräume lassen erkennen, mit welcher Präzision jedes Element innerhalb des Bildausschnitts verortet wird. Nichts kann hinzugefügt, nichts weggenommen werden. So wie es ist, ist es perfekt. Der gerade noch am rechten Bildrand sichtbare Lichtschalter signalisiert dem Auge das Ende des Bilds. Die leicht geöffnete Tür stört die sonst so perfekte Symmetrie desselben und verleiht ihm dadurch Spannung. Andererseits vermitteln uns die schrägen Lampenschirme und der zufällig auf der Blumenbank der VIP-Lounge abgestellte Feuerlöscher den Eindruck eines »Schnappschusses«, den der Fotograf noch »mitgenommen« hat, als er zufällig vorbeikam.
Die Aufnahmen entstanden zwischen 2006 und 2008, als zwar der Flughafen noch in Betrieb war, die Hälfte der Räume aber schon nicht mehr genutzt wurde. Aus der Idee, das einstmals flächengrößte Gebäude der Welt (Architekt Ernst Sagebiel, Baujahr 1934) zu dokumentieren entsprang das Interesse des Fotografen an bedeutender historischer Architektur und der Neugierde, auch diejenigen Räume zu sehen, in die man sonst nicht hineinkommt. Später entstand daraus ein wunderbares Buch (»Tempelhof«, erschienen 2008 bei Wasmuth), eine Ausstellung in Berlin und schließlich, initiiert durch die Galeristin Antonia Lehmann-Tolkmitt von Beck & Eggeling die Ausstellung in der Henn Galerie München. Kuratiert wurde sie durch Rainer Sladek von Henn Architekten. Für Enthusiasten der Architekturfotografie durchaus ein Geheimtipp.
Bis 10. Mai, Flughafen Berlin-Tempelhof. Eine Ausstellung mit Fotografien von Maximilian Meisse. Henn Galerie, Augustenstr. 54, 80333 München, Di-Fr 13-19, Sa 10-16 Uhr, www.henngalerie.com
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