Mit dem Bauhaus und seiner Architektur assoziiert man vor allem weiße Baukörper, deren Räume auch im Innern neutrale Farben zeigen. Das liegt zum einen daran, dass farbige Wände später oft übermalt wurden, zum anderen an der zeitgenössischen Schwarz-Weiß-Fotografie, die Farbigkeit allenfalls in Grautönen zeigen konnte. Mit diesen Vorstellungen möchte die Ausstellung »Farbenfroh« im Berliner Bauhaus-Archiv aufräumen. Sie zeigt die Arbeit der Werkstatt für Wandmalerei, der wohl am wenigsten bekannten Abteilung des Bauhauses. In ihrer Hochzeit in den 20er Jahren zeichneten Wassily Kandinsky für den künstlerischen und Hinnerk Schepers für den handwerklichen Bereich der Werkstatt verantwortlich. Für die Schau wurden zwei Räume im originalen Maßstab rekonstruiert: Die Besucher betreten die Ausstellung durch einen gelben Tunnel, der die Eingangssituation der Weimarer Bauhausausstellung von 1923 nachstellt. In einem anderen Bereich hat man die Dresdner Galerie Fides wiederauferstehen lassen, die von Hinnerk Schepers einst selbst gestaltet wurde. Zu sehen gibt es außerdem historische Farbtafeln, Zeichnungen und Modelle. Die Besucher können durch Gucklöcher einen Blick in Miniatur-Räume in originaler Farbfassung werfen. Dass die Malerei damals ein hochqualifiziertes Handwerk war, zeigt eine »lebende Werkstatt«: Dort mischen jeden Freitag Studierende eines Berliner Ausbildungszentrums für Farbtechnik und Raumgestaltung originale Farben nach. Die Besucher können zudem an Installationen selbst erfahren, dass Farben letztlich aus Sinneseindrücken entstehen, die unser Gehirn entwickelt. Ein Audioguide ist erhältlich und sei auch dringend empfohlen – ohne ihn oder eine Führung bleibt vieles unverständlich. Bernd Hettlage
Bis 12. September, Bauhaus-Archiv, Klingelhöferstr. 14, Farbenfroh – Die Werkstatt für Wandmalerei am Bauhaus, tägl. außer Dienstag 10 – 17 Uhr, Katalog 19,50 Euro
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