Der Winterthurer Fotograf Christian Schwager fotografierte über hundert Ställe, Scheunen, Ferienhäuschen, Chalets und Alphütten – Elemente, die unserem Landschaftsgenuss erst die richtige kulturelle Würze verleihen. Auf den zweiten Blick hält man jedoch inne: verschobene Proportionen, eigenartig zweidimensionale Fassaden, eine Bemalung, die Holz oder Mauerwerk suggeriert, dort, wo sie abblättert, kommt Beton zum Vorschein. Schwagers Motive sind allesamt Bunker, gebaut Anfang der 1940er Jahre und meist erst nach 1945 in eine zivile Kulisse verwandelt. Vor allem für Touristen, denn lässt sich ein gebauter Fremdkörper ob seiner meterdicken Betonmauern nicht beseitigen, so tarnt man ihn einfach als ein Stück seiner Umgebung. Dementsprechend strahlen die »Falschen Chalets« nicht militärische Grimmigkeit aus, sondern naive Biederkeit: Fenster und Türen sind, mitsamt geraffter Gardinen, aufgemalt. Daran geschraubt: »echte« Fensterläden, die sich nicht schließen lassen, Ziegeldächer, die kein Wasser abhalten müssen und Balkone, die nie jemand betreten wird, weil auf sie weder Tür noch Fenster führen. Hinter bepinselten Metallnetzen lauern gähnend Schießscharten. Man spürt, dass die Männer, die diese Betonklötze in Bühnenbilder verwandelten, mit so etwas wie Ironie zu Werke gingen, so als wenn sie hinter ihrer Hobbyleinwand gestanden hätten. Wahre Romantiker darunter erschufen einen Weinkeller mit rustikalem Mauerwerk und Fassdeckeln als Dekoration, ein Bienenhaus für Rochefort, eine veritable Villa in Gland oder eine Ruine auf dem Ofenpass. Axel Simon
Bis 14. November, Museum für Gestaltung, Ausstellungsstraße 60, Di – Do 10 – 20 Uhr, Fr – So 11 – 18 Uhr, Begleitprogramm unter www.museum-gestaltung.ch, Katalog 58 Franken
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