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David Chipperfield in der Basilica Palladiana in Vicenza: »David Chipperfield Architects«

Ausstellungen
David Chipperfield (Vicenza)

David Chipperfield (Vicenza)
© David Chipperfield Architects

~Bernhard Schulz

Wollte man nach Gemeinsamkeiten von David Chipperfield und Andrea Palladio suchen, man würde die hervorstechendste gerade hier finden, im Kommunalpalast von Vicenza, genannt »Basilica Palladiana«: die Fähigkeit nämlich, einen vorhandenen Bau so umzugestalten, dass seine Eigenart gewahrt bleibt und zugleich das Neue selbstbewusst, doch harmonisch hervortritt. Palladio hat dem spätgotischen Bau die berühmte Fassade vorgeblendet, während das Innere die großartige Schlichtheit seiner Erbauungszeit bewahrt. Chipperfield hat beispielsweise beim Neuen Museum von Stüler in Berlin – so genannt, weil das Museum Schinkels das vorangehende, eben das »Alte« ist – die kriegsbeschädigte Substanz behutsam restauriert, die völlig zerstörten Teile jedoch in eigener Sprache erneuert.

Nun stellt David Chipperfield Architects, das Büro mit den vier Standorten London, Berlin, Mailand und Shanghai, in der Basilica knapp 20 Projekte ihrer jüngsten Tätigkeit vor, eben beendet oder noch im Bau oder in Planung; und nur zu Beginn der Ausstellung kommt auch das Neue Museum zur Ansicht, das doch den weltweiten Ruhm Chipperfields zu einem guten Teil mitbegründet hat. Keine Retrospektive also, sondern ein Zwischenbericht; doch so präsentiert, dass man sich ein späteres, postumes »Chipperfield-Museum« schon einmal ausmalen könnte.

Der Bautyp Museum gehört zu den bevorzugten Aufgaben von Chipperfield und ist in der Ausstellung dann auch mit zwei aktuellen Beispielen aus China sowie je einem aus Slowenien und der Schweiz gut vertreten. Hinzu kommt das Sanierungsvorhaben der Neuen Nationalgalerie Berlin. Da verleugnet sich Chipperfield beinahe gänzlich; alles ist darauf abgestellt, das Original Mies van der Rohes wiederherzustellen und zugleich mit heutigen Anforderungen an Klima, Energie und Sicherheit in Einklang zu bringen.

»In einer von Bildern dominierten Zeit mag es schwierig erscheinen, die Identität von David Chipperfield Architects zu definieren« – heißt es im Erläuterungstext zur Ausstellung –, »gerade da diese aus einer besonderen Herangehensweise an Gestaltung und Zusammenarbeit erwächst, ohne auf einen Stil festgelegt zu sein.« Der »besonderen Herangehensweise« eigen ist der unbedingte Wille zur Ausführungsqualität, zur Eleganz des Unaufdringlichen. Wobei die unsichtbare und unsagbare feine Grenze dann überschritten wird, wenn sich Chipperfield neuerdings als Verkaufsraumgestalter italienischer Luxusmarken betätigt: In diesen ebenfalls gezeigten Projekten geht es um die demonstrative Zurschaustellung teuerster Materialien.

Dabei baut Chipperfield viel lieber mit Sichtbeton, wie schon in seinen Anfängen ausgerechnet in Japan. Die Liebe zur Geometrie, zur Reduktion und zur Schlichtheit hat er in Japan erlernt und sich bewahrt, wie jüngste Projekte beweisen. Hervor sticht eine Friedhofserweiterung in, jawohl, Japan, und der norditalienische Besucher der Ausstellung wird sich womöglich an das frühere Projekt auf der Friedhofsinsel von Venedig erinnert fühlen: auch da Beton, klare Kanten, Sichtachsen, die subtile Ordnung des Ganzen.

Wie Chipperfield Vorhandenes ordnen kann, hat er gerade erst mit der Neuorganisierung der Royal Academy in London gezeigt, wo er zwei getrennte und bislang für den Besucher nicht als zusammengehörig erkennbare Bauten durch einen Laufgang sichtbar und im UG eher unmerklich verbunden hat, doch so, dass mit einem Mal ganz andere Strukturen existieren und ein anderer Umgang mit dem Baukomplex möglich wird. Mit der James-Simon-Galerie am Rande der Berliner Museumsinsel, die allmählich ihrer Vollendung entgegengeht, wird nicht nur ein neuer Zugang zu den fünf Museumsbauten der Insel gegeben sein, sondern zugleich eine andere Wahrnehmung dieses bislang als eher disparat empfundenen Ensembles. Dass sich Chipperfield hierbei – wie auch schon beim Literaturmuseum der Moderne in Marbach am Neckar – einer neoklassischen Formensprache bedient, ohne auf historistische Weise in Kopie zu verfallen, erwächst aus dem Respekt vor der vorhandenen Substanz, der er selbstbewusst, als Gleichberechtigter begegnet. In der Basilica von Vicenza bringt David Chipperfield genau diese Haltung zu voller Entfaltung.

Bis 2. September. David Chipperfield Architects. Basilica Palladiana, Piazza dei Signori, Vicenza, Di-Fr 10-13 und 17-20 Uhr, Sa/So 10-20 Uhr. Katalog bei Koenig Books, London/Mondadori Electa Mailand, 29,80. Euro. www.comune.vicenza.it

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