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Chinesische Holzmodelle (München)

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Chinesische Holzmodelle (München)

Chinesische Holzmodelle (München)
~Karl J. Habermann

Ai Weiwei, der bekannte chinesische Konzeptkünstler, sorgt derzeit im Münchner Haus der Kunst mit einer furiosen Werkschau für große Aufmerksamkeit. Er unterstreicht sein Anliegen der Kulturvermittlung zwischen China und Europa auch damit, dass er darauf hinweist, man möchte doch vor dem Besuch seiner Ausstellung die kleine aber feine Präsentation »Die Kunst der Holzkonstruktion – Chinesische Architekturmodelle« im Architekturmuseum der TU München besuchen. Man würde seine Arbeiten dann leichter und besser verstehen. Dieser Hinweis lässt sich nur uneingeschränkt bestätigen. Jeder hat bei dem Begriff chinesischer Architektur die weit ausschwingenden, an den Ecken leicht nach oben gezogenen Walmdächer vor Augen. Keine andere Bauform ist derart repräsentativ über Jahrtausende hinweg mit einem Land verknüpft. Eine im ersten Moment überaus kompliziert erscheinende, aber nach Analyse hoch effektiv, intelligent und nachhaltig zu bezeichnende Holzkonstruktion bildet die Basis dieser Hochkultur. Die Gründe dafür werden in der Ausstellung allgemein verständlich dargelegt. Kein Mittel der Visualisierung könnte dafür besser geeignet sein als dreidimensionale Modelle. Die Chinese Academy of Cultural Heritage in Peking verfügt über eine einzigartige Modellsammlung historisch bedeutender Bauten Chinas. Die für die Ausstellung ausgewählten Modelle zeigen einen repräsentativen Querschnitt von Tempelbauten vom 8. bis zum 15. Jahrhundert. Sie wurden in den 50er Jahren wie die Originalbauten aus chinesischem Nan-Holz gefertigt, einer Zedernart, die heute unter Naturschutz steht. Mit unglaublicher handwerklicher Präzision sind Konstruktion und Fügetechnik nachgebildet. Das Prinzip der horizontal aufeinander geschichteten Elemente, die in ihren Abmessungen einem rigorosen Modulsystem folgen und über Steckverbindungen fixiert sind, wird nachvollziehbar. Die Tatsache, dass die »Bauvorschrift« Yingzao fashi für dieses System im Jahr 1104 von dem namentlich bekannten Verfasser Lin Jie (ca. 1065–1110) in einem Traktat niedergelegt wurde und auch während der folgenden Dynastien gültig blieb, erstaunt. Weiterführende Forschungen bei der Entwicklung des Kragsystems führen bis in die Mitte des 1. Jahrtausends vor Christus zurück.
Am Beispiel des Dule Tempels in Jixian (984 n. Chr.) kann man die Erdbebenresistenz des Bausystems besonders gut nachvollziehen. Hierüber gab Yang Xin im Rahmen eines Symposiums zum Thema Chinesische Holzkonstruktionen im Begleitprogramm zur Ausstellung Auskunft. Die Dokumentation einer sorgfältigen, minimalinvasiven statischen Ertüchtigung und Renovierung füllt einen 542 Seiten umfassenden Prachtband.
Der am Inhalt gemessen preiswerte und liebevoll gestaltete Ausstellungskatalog wartet mit vertiefenden Aufsätzen zur Architekturgeschichte und der Einbettung in die chinesische Kultur- und Geistesgeschichte auf.
Bis 24. Januar, Pinakothek der Moderne Barer Straße 40, Di-So 10-18, Do bis 20 UhrKatalog, Jovis Verlag Berlin, 35 Euro www.pinakothek.de
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