Shell and building Wir hätten das Heft auch einfach nur »Fassaden« nennen können. Doch in den Begriff der Fassade mischt sich die Vorstellung, sie entspreche nicht dem, was sich dahinter verbirgt. »Nur Fassade« ist Betrug. Außerdem ist die Fassade ein Begriff, der sich etymologisch auf das Gesicht bezieht. Wir wollten aber mehr: den ganzen Körper. Die Hülle als Kleidung, die ver- oder einhüllt, setzt zwar immer die Vorstellung voraus, dass unter ihr sich etwas unseren Blicken enzieht – wenn die Hüllen fallen, kommt ans Licht, was vielleicht besser verborgen geblieben wäre. Aber spannend ist die Hülle des Hauses, weil sie sich nicht um feste Körper, nicht nur um eine Konstruktion, sondern in gewisser Weise um die Leere, um das Ereignis, die Handlung legt, die sonst nicht möglich wäre. Die Hülle ist das Ambivalente, das nicht eindeutig Zuzuordnende, sie ist Oberfläche und schafft, bestimmt doch den Raum. Sie nimmt nicht nur schützende Funktionen wahr, sie ist auch zentraler Angriffspunkt von Moden, von Inszenierungswünschen und dient als gesellschaftliches Distinktionsmerkmal. Wer von der Hülle erzählt, erzählt vom Haus, von den Wünschen und Bedürfnissen derer, die es erbauen ließen, aber auch von dem, was durch das Haus erst möglich wird. ch
Teilen: