Ferienhaus bei Magdeburg
Verborgene Welt
~Claudia Hildner
Wie im Dornröschenschlaf: Sind die Holzläden und Schiebetore verschlossen, lässt sich die ehemalige Scheune in der Nähe von Magdeburg die Veränderung in ihrem Inneren kaum anmerken. Sie wirkt immer noch wie ein einfaches landwirtschaftliches Nebengebäude und fügt sich vollkommen unauffällig in ihr dörfliches Umfeld. Erst wenn die Bewohner dort eintreffen und die hölzernen Elemente zur Seite schieben, scheint sie die Augen zu öffnen und gewährt Einblick in ihr neues Innenleben.
Im Moment dient das Gebäude der Bauherrenfamilie als Ferienhaus – später soll es jedoch auch permanent als Wohnhaus genutzt werden können. Der Berliner Architekt Jan Rösler entwickelte für die Scheune in Zusammenarbeit mit Sven Rickhoff ein Umbaukonzept, das auf zusätzliche Öffnungen im historischen Mauerwerk verzichtet. Stattdessen wurden innen vor die vorhandenen Türen, Tore und Fenster neue Vollholzfenster mit Isolierverglasung platziert. Sie sitzen bündig mit den mit Lehm verputzten Holzweichfaserplatten, die Rösler als Innendämmung verwendete. Dadurch entsteht der Eindruck einer zweiten Hülle, die hinter dem alten Gemäuer die Wohnräume formt.
Das EG wartet mit einer preußischen Kappendecke auf, die unter anderem auf einem massiven Stahlträger auflagert. Rösler ordnete die Nebenräume sowie das Treppenhaus an einer der Schmalseiten des Gebäudes an und schuf im restlichen Bereich eine großzügige Wohnküche, in der die Kappendecke ihre Wirkung entfalten kann. Im OG gab der offene, doppelt stehende Dachstuhl den Takt für den Umbau vor. Dort, wo die Treppe aus dem EG die obere Etage erreicht, lässt sich der Raum bis zum First in ganzer Höhe erleben. Die beiden Giebelseiten gestaltete der Architekt mit je einer Galerie, die die konstruktiven Eigenheiten des Dachstuhls aufgreifen und seine Durchgängigkeit betonen.
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