Juweliergeschäft in London
Einzelstück
~Dagmar Ruhnau
Ein paar Schritte hinter den Großbauten The Shard (s. db 9/2012, S. 7), Guy’s Hospital und dem Bahnhof London Bridge wird Southwark so kleinteilig, als schriebe man noch immer das Jahr 1900: enge Straßen, kleine Lädchen, Backsteinbauten in Tönen zwischen Ocker und Dunkelrot. Das Geschäft des Goldschmieds Alex Monroe bildet den Endpunkt einer solchen Häuserzeile. 100 Jahre lang hatte hier ein eingeschossiger Bau gestanden, den das Architekturbüro DHDSA nun sanierte. Die Fassade wurde teilweise rückgebaut und überarbeitet, nur das UG blieb erhalten. Dessen Decke wurde, ebenso wie die Stahlkonstruktion der EG-Wände, durch Stahlträger verstärkt, um drei neue Geschosse tragen zu können.
Die Fassadengestaltung setzt nach der Sanierung die Front der edwardianischen Ladenzeile nahtlos fort, mit originalgetreuen Details, die jedoch heutigen Anforderungen angepasst sind: So wurden die Schaufenster zwar einfach verglast, jedoch in Verbundglas ausgeführt. Wesentlich zur Anmutung der Jahrhundertwende tragen die Verblendungen und die hohen Konsolen bei, die nach Abgüssen der Originale aus glasfaserverstärktem Beton gefertigt wurden und rein dekorativ sind.
In den drei in Holzbauweise errichteten OGs befinden sich winzige Arbeitsräume – Studio, Werkstatt und Besprechungsraum – sowie ganz oben eine Dachterrasse. Umhüllt ist die trapezförmige Aufstockung von einer gerippten, grau-bronzefarbenen Metallbekleidung. Sämtliche Fenster wurden so gesetzt, dass sich möglichst unterschiedliche Ausblicke – zur Themse, in eine ruhige Straße hinein – auftun und kein Gefühl von Enge aufkommt; daher rührt auch die aus der Flucht gedrehte Schmalseite des Aufbaus. Die ungleichmäßige Fensterplatzierung und die horizontalen Knicke und Simse nehmen die Höhen der Nachbarbauten auf und strukturieren die durchgehend vertikale Hülle.
Die Oberflächen der Holzkonstruktion sind im Innern überall sichtbar belassen und weiß lasiert, auch im Treppenhaus, das als »social space« und Ausstellungsraum definiert wird. Auch die eingebauten Möbel sind nüchtern und aus Holz, während es im Verkaufsraum wieder spielerischer zugeht: Statt an einen Juwelier erinnert die Einrichtung hier und da an einen Spielzeugladen aus der Zeit der Wende zum 20. Jahrhundert.
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