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Ausweichsitz des niederländischen Oberhauses in Den Haag (NL)

Ausweichsitz des niederländischen Senats in Den Haag (NL)
Integriertes Interim

Mit einfachen Mitteln ist es HappelCornelisseVerhoeven gelungen, einem nüchternen Bestandsbau aus den 80ern repräsentative Würde einzuhauchen, um dort den temporären Amtssitz für eines der höchsten Staatsorgane der Niederlande unterzubringen.

Dafür, dass hier einst die Könige Willem I. und Willem II. wohnten, wirkt das Huis Huguetan von außen erstaunlich bescheiden. Unauffällig fügt sich das 1734 erbaute Rokokopalais in eine dreigeschossige Blockrandbebauung im Zentrum Den Haags. Im Innern freilich entfaltet es in repräsentativen Räumen seine volle Pracht. Zusammen mit einem rückwärtigen Erweiterungsbau aus den 1980er Jahren diente es zuletzt als Museum. Nun nimmt dieses Ensemble vorübergehend Senat und Staatsrat auf, zwei Verfassungsorgane, deren Rollen sich mit dem deutschen Bundesrat und dem Bundesverfassungsgericht vergleichen lassen. Sie mussten ihr Stammhaus räumen, das gerade saniert wird.

Mit der Gestaltung des Ausweichsitzes wurde das Rotterdamer Architekturbüro HappelCornelisseVerhoeven beauftragt. Das Gros der Räume findet im 80er-Jahre-Trakt Platz, der mit seinem Stützenraster die nötige Flexibilität für die temporäre Umnutzung bietet. Eine komplett neue Ausbauschicht legt sich dort mit Abstand vor die vorhandenen Wände und nutzt den Zwischenraum, um sämtliche Installationen für Klima-, Sicherheits- und Medientechnik unterzubringen, ohne dabei die Bestandskonstruktion aufstemmen zu müssen. Um den Kontrast zwischen dem noblen Palais und dem nüchternen Erweiterungsbau zu mildern, haben die Planer einige Elemente des Rokoko-Interieurs in stark abstrahierter Form aufgegriffen. Beispielsweise die Gliederung der historischen Wände in eine Vertäfelung und eine darüberliegende Stoffbespannung: Im Anbau finden sich jetzt lackierte Sperrholztafeln mit eingefrästen Nuten, während darüber in den Sitzungssälen ein textiler Behang die Wände bekleidet und die Akustik verbessert. Auf Schienen aufgespannt, erhält er eine vordefinierte Wellung und gibt den Flächen auf ganz einfache Weise eine gewisse Plastizität – eine Rolle, die im Altbau der reiche Stuck übernimmt. Die Stahlbeton-Rundstützen wiederum lassen mit ihrer Bekleidung aus lackierten Holzleisten an die Kanneluren alter Säulen denken. Konsequent setzt sich die Zweiteilung der Wände bis zu den Fenstervorhängen fort, sie sind im unteren Bereich dichter gewebt, um die Heizkörper zu verbergen. Auch den Farbklang aus Weiß und Grau hat das Planungsteam vom Huis Huguetan auf die neuen Räume übertragen – mit Ausnahme der beiden großen Sitzungssäle, die ihre Sonderfunktion durch kräftiges Grün bzw. Blau betonen.

Und was wird aus dem Gebäude, wenn Senat und Staatsrat wieder an ihren Stammsitz zurückkehren? Angedacht ist, dass verschiedene Ministerien es für Besprechungen und Konferenzen nutzen. Ansonsten oder danach lässt sich die Ausbauschicht ohne schweres Gerät ganz einfach wieder entfernen.

~Kristiaan Mooiwer

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