Text und Fotos: Christian Kayser
Gesteinsfamilien
Naturstein lässt sich prinzipiell in drei Gesteinsfamilien gliedern: Erkaltet die glühende Gesteinsschmelze des Erdinnern, entstehen Erstarrungsgesteine (Magmatite). Hierzu zählen etwa Basalte oder Granite. Ablagerungsgesteine (Sedimentite) werden aus zerkleinerten Elementen älterer Gesteine gebildet, die durch physikalische und chemische Einflüsse verfestigt werden – typische Beispiele hierfür sind Sandsteine oder Nagelfluhe.
Gewinnung und Bearbeitung
Bevor auf der Baustelle ein Natursteinmauerwerk errichtet werden werden kann, muss der Baustoff im Steinbruch »produziert« werden. Dies geschah historisch üblicherweise im Tagebau, bei dem, der natürlichen Schichtung folgend, lagenweise Steinelemente abgebaut wurden. Waren natürliche Spalten oder Klüfte in den Lagern vorhanden, konnten die Steinblöcke mit Keilen herausgebrochen werden. Bei homogeneren Beständen mussten Schrotgräben angelegt werden, um den Stein aus dem natürlichen Verband brechen zu können. Größere Blöcke wurden noch im Steinbruch zerkleinert, um dann mit Ochsenkarren und Lastkähnen zum Einsatzort transportiert zu werden. Die Ausarbeitung zum Werkstück nahmen die Steinmetze dann auf der Baustelle vor. Etwa ab dem 13. Jahrhundert stand hierfür mit der »Bauhütte« auch ein Schutzraum zur Verfügung, der winterliche Vorfertigung ermöglichte.
Mauerverband
Sind die Grundmaterialien auf der Baustelle, kann das Natursteinmauerwerk hochgezogen werden. Je nach Bearbeitungsfähigkeit der Steine, Anspruch der Bauherrschaft und Fähigkeit der Bauleute lassen sich die Steine in unterschiedlichen Verbänden versetzen. Eine wesentliche Orientierungshilfe zur Ansprache der verschiedenen Verbände ist die DIN 1053-1 zur Berechnung und Ausführung von Natursteinmauerwerk: Als einfachste Form des Mauerverbandes ist das ohne Mörtel aus nur wenig bearbeiteten Steinen gefügte Trockenmauerwerk anzuführen. Bruchsteinmauerwerk besteht dagegen aus wenig bearbeiteten Steinen in Mörtelbettung. Als hammerrecht bezeichnet man Steine, die zumindest grob in Rechteckform gehauen sind und mit denen sich bereits Schichtenmauerwerk mit zumindest lokal durchlaufenden Horizontalfugen errichten lässt (Abb. 4).
Untersuchungsmethoden für Natursteinmauerwerk
Um eine Mauer zu untersuchen und ihren Zustand zu bewerten, ist es mit Blick auf die spezifische Konstruktion erforderlich, auch einen Blick in ihr Inneres zu werfen. Hierfür können unterschiedliche Untersuchungsmethoden angewandt werden.
Ist ein lokaler Eingriff in den Bestand vertretbar, bietet sich die Anlage einer Kernbohrung quer durch den Mauerquerschnitt an. Dies ermöglicht, sowohl den geborgenen Bohrkern wie auch das Bohrloch zu untersuchen.
Christian Kayser
Architekturstudium an der TU München und der University of Bath (GB), Schwerpunkt Bauforschung und historische Baukonstruktionen. Seit 2004 Mitarbeit im Ingenieurbüro Barthel & Maus, seit 2012 als Geschäftsführer. 2008-11 Akad. Rat an der TU München, Dissertation. Lehraufträge an TU und LMU München.
Weitere Beiträge zu Mauerwerk aus dieser Rubrik: