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Kuratorische Maschine von OMA - Fondation Galeries Lafyette in Paris

Fondation Galeries Lafayette in Paris (F)
Kuratorische Maschine von OMA

Unweit vom Centre Pompidou schuf OMA für die Fondation Galeries Lafayette in einem Innenhof eine ambitionierte Intervention: Eine bewegliche Stahlkonstruktion verwandelt einen denkmalgeschützten Industriebau in ein Museum für Gegenwartskunst.

Im Herzen von Paris ist am Samstag ein innovatives Museum und Laboratorium für Gegenwartskunst, Design und Mode eröffnet worden: die »Lafayette Anticipations. Fondation d’entreprise Galeries Lafayette«. Im Rahmen einer denkmalgerechten Sanierung wurde ein Industriebau aus dem 19. Jahrhundert in einen neuen kulturellen Hotspot transformiert. Im Innenhof des U-förmigen Gebäudes positionierten die Architekten des Office for Metropolitan Architecture (OMA) einen Ausstellungsturm aus Stahl und Glas, der als eigenständiges Tragwerk nur an wenigen Punkten mit der denkmalgeschützten Altbau-Substanz verbunden ist. Seine vier Plattformen lassen sich wie die Laderampe eines LKW auf unterschiedliche Höhen hinauf- und hinabfahren und machen ihn zu einer hochflexiblen »Ausstellungsmaschine«: Sie ermöglicht immer wieder neue räumliche Konstellationen für Performances und das Präsentieren von Kunstwerken jeglicher Größe.

Das Industriegebäude mit seiner elegant gegliederten und detailreich verzierten Fassade war 1891 von dem Architekten Samuel Mejot de Dammartin im Stadtteil Marais errichtet worden. Im Laufe der Jahre diente es u. a. als Warenhaus, als Reparaturgeschäft für Strohhüte und als Schulgebäude; seine wechselvolle Nutzungsgeschichte spiegelt die reichhaltige Beziehung zwischen historischen und modernen wie auch kommerziellen und kulturellen Elementen im Quartier rund um die rue de Plâtre wider.

Die Stiftung Lafayette Anticipations wurde im Oktober 2013 von der Kaufhauskette Galeries Lafayette Group gegründet, die das Bauwerk zwischen dem Centre George Pompidou und dem Rathaus bereits vor und während der Sanierung für Kunstinstallationen genutzt hat. Im alten Keller sind umfangreiche Werkstätten für die Fertigung von Kunstobjekten untergebracht. Unverputzte Decken und Wände legen die historische Konstruktionsweise offen. Das Bestandsmauerwerk und die neuen Stahlbetonbauteile gehen nahtlos ineinander über.

Von der rue de Plâtre betreten die Besucher das großzügige Foyer im EG mit Kassenbereich, einem Café und einer Eventfläche am Fuße des Ausstellungsturmes. Durch den Event- und Ausstellungsbereich hindurch blickt man in eine schwarzverkleidete Passage, die bei offenen Türen den Blick auf die rue Sainte-Croix-de-la-Bretonniere auf der anderen Seite des Blocks frei gibt. Neben der Passage ist der Museumsshop wie ein schmaler, langgestreckter Korridor angeordnet.

Für einen offenen Raumeindruck mit vielfältigen Blickbeziehungen zwischen Stahlturm und Altbau wurden die großen Fenster zum Innenhof herausgenommen. Historische und neue Materialien verleihen mit unbehandelten Oberflächen den Ausstellungsräumen eine einnehmende Haptik. Historische Mauerwerksflächen und Metallstützen mit schlichten Kapitellen wurden einfühlsam saniert und blieben als Spuren früherer Nutzungen erhalten.

In der Eröffnungsausstellung »The Silence of the Sea« setzt sich die Künstlerin Lutz Bacher in ihren subtilen Interventionen mit der Architektur der Fondation Galeries Lafayette auseinander. Die Projektionen von Bunkerruinen auf die Seitenwände des ersten und zweiten OGs im Altbau weiten mit filmischen Mitteln die Ausstellungsräume auf. Der Wechsel zwischen Stille und industriellen Filmlauten, die hämmernd die Ausstellung beschallen, verdeutlicht akustisch, wie sich die Räume von der untersten bis zur obersten Etage als komplex geformtes Kontinuum zwischen Gegenwart und Vergangenheit formieren.

Während die unteren Ausstellungsetagen mit ihrer introvertierten Blickrichtung auf den Innenhof konzentriert sind, öffnet sich die dritte Etage zum umliegenden Stadtquartier. Lutz Bacher überklebte alle Fenster mit einer Folie, die teils spiegelt, teils durchsichtig ist und mit irritierenden Reflexionen die Blickbeziehungen zwischen Betrachter und der Stadt verfremdet. Noch bis 30. April ist diese Installation zu besichtigen, die mit herkömmlichen Ausstellungspraktiken wenig gemein hat. Mit ihrer neuartigen Kombination von Kunstmuseum und laborartigen Werkstätten macht die Fondation Galeries Lafayette neugierig auf die Künstler der Folgeausstellungen: Wie werden sie den intensiven Dialog zwischen Kunst und dem wandelbaren Raum  fortsetzen?

~Bettina Schürkamp

www.lafayetteanticipations.com/en

 

Weitere Gebäude von OMA:

Verwaltungsgebäude Timmerhuis in Rotterdam (NL)

Multimedia-Bibliothek in Caen (F)

Büroturm in Rotterdam (NL)

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