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Behutsam und radikal. Heilandkirche von Otto Bartning in Bonn

Otto Bartnings Heilandkirche in Bonn
Behutsam und radikal

Ein kaum bekanntes Spätwerk von Otto Bartning steht in Bonn-Mehlem. Mit wenigen, dafür umso wirksameren Mitteln, ist es Lorber Paul Architekten gelungen, aus der dunkel wirkenden Kirche einen hellen Ort der Begegnung in der Gemeinde zu machen.

Die Kirche in Bonn-Mehlem, erbaut im Jahr 1955, gehört zum Spätwerk von Otto Bartning. Obwohl sie mit ihrer Tragkonstruktion aus Betonfertigteilen, geschlämmten Ziegeln und einem einfachen Holzdach schlicht und bescheiden wirkt, gehört sie doch nicht mehr zu den 104 Notkirchen, die der Architekt im Auftrag der evangelischen Kirche zwischen 1947 und 1953 plante. Damit steht sie auch nicht auf der Liste jener Bartning-Kirchen, für die eine Initiative zusammen mit der Universität Darmstadt einen Antrag zur Aufnahme in das UNESCO-Welterbe stellen möchte. Einem Umbau stand daher nichts im Weg.
Denn zuletzt wurde sie den heutigen Anforderungen an einen vielfältig nutzbaren Kirchenraum nicht mehr gerecht. Der Altarbereich mit dem seitlich anschließenden Andachtsraum war durch fünf Stufen stark vom Gemeinderaum abgetrennt, eine flexible Nutzung der Kirche durch die fest installierten Sitzbänke nicht möglich. Das Presbyterium der Gemeinde führte daher einen eingeladenen Wettbewerb zur Sanierung und Neugestaltung des Innenraums durch, aus dem Lorber Paul Architekten 2015 als Sieger hervorgingen.
Mit einerseits behutsamen, andererseits doch recht umfangreichen Eingriffen gestalteten sie die Kirche um. Von den raumteilenden Stufen zum Altar wurden zwei entfernt, sodass der Altarbereich näher an die Gottesdienstbesucher rückt. Außerdem wurde damit ein einheitliches Bodenniveau zum Andachtsraum geschaffen. Er wirkt nun nicht mehr wie ein abgetrennter Fortsatz, sondern als integraler Teil des Kirchenraums. Eine Rampe führt entlang der runden Außenwand von den Sitzplätzen hinauf zum Altar. Eine neue Lichtfuge zwischen Wand und Decke lässt diese Rundung erstmals richtig sichtbar werden und betont die Textur des vorhandenen Mauerwerks.
Der größte Eingriff war sicherlich der Abriss der Empore im rückwärtigen Teil des Kirchenschiffs. Der Raum wirkt dadurch deutlich größer und klarer strukturiert. Unterstützt wird dieser Eindruck durch die Erweiterung des Durchgangs zwischen Foyer und Kirchenschiff. Dort wurden die bisherigen Holz- zugunsten von Glastüren entfernt. Der Parkettboden im Kirchenschiff erfuhr eine aufwendige Restaurierung und erhielt eine Fußbodenheizung. Die neuen stapelbaren Stühle aus Eichenholz gestatten vielfältige Raumnutzungen.
Die Gestaltung der Prinzipalstücke – Altar, Kanzel und Taufbecken – entstand in enger Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde und den Architekten. Wie die Stühle wurden auch sie aus Eichenholz gefertigt und anschließend mit weiß pigmentiertem Hartwachsöl bearbeitet.
~Petra Bohnenberger
Noch bis 18. Juni 2017 gibt es in Berlin die Ausstellung zu Otto Barting zu sehen. Danach wird sie in Karlsruhe und Darmstadt gezeigt.
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