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Altbau statt Container

Neue Publikation über Flüchtlingswohnen
Altbau statt Container

Altbau statt Container

Mit der drängendsten sozialen und baulichen Frage dieser Tage beschäftigt sich ein neues Buch: Wo sollen knapp 1 Mio. Flüchtlinge in den kommenden Jahren wohnen? Zentrale These: Das Aktivieren leerstehender Altbauten fördert die Integration.

Es gibt neue Zahlen: Nach Angaben der Bundesregierung waren es doch »nur« 890 000 Flüchtlinge, die im vergangenen Jahr nach Deutschland gekommen sind. Dies ändert allerdings nichts daran, dass immer noch ein gewaltiger Bedarf an Wohnraum besteht. V.a. die Hersteller von Systembauten wittern das große Geschäft. Um schnell und billig bauen zu können, wird die Forderung laut, energetische und ökologische Standards abzusenken.

Autor Daniel Fuhrhop vertritt dagegen die Ansicht, dass kein einziger Neubau nötig sei, um all die Menschen unterzubringen. In seinem Buch »Willkommensstadt – wo Flüchtlinge wohnen und Städte lebendig werden« plädiert er dafür, zunächst die vorhandenen Raumreserven in Altbauten zu nutzen. Er knüpft damit an seine Streitschrift »Verbietet das Bauen« an, die er im vergangenen Jahr noch vor der dem Anstieg der Flüchtlingszahlen veröffentlicht hatte. Umbau statt Neubau war damals seine Forderung – vorwiegend aus ökologischen Gründen.

Nun weist er nach, dass laut Zensus 2011 gut 1,7 Mio. Wohnungen in Deutschland leerstehen, also weit mehr, als selbst nach dem Massenzuzug der Asylsuchenden benötigt werden. Und er legt dar, wie sich diese Wohnungen vernünftig zur Unterbringung heranziehen lassen. So müsse etwa der Königsteiner Schlüssel geändert werden – jenes Instrument, das regelt, wie die Lasten zwischen den Bundesländern aufgeteilt werden, und das dazu führt, dass beispielsweise die Wohnungsmangelstadt Hamburg mehr Flüchtlinge aufnehmen muss als ganz Mecklenburg-Vorpommern. Mit einer verbindlichen Wohnortzuweisung könne man mehr Flüchtlinge gezielt in Regionen mit großem Leerstand lenken, die dadurch wieder etwas stärker belebt würden, während man umgekehrt Boomregionen mit angespanntem Wohnungsmarkt entlasten könne. Dort wäre das Abtrennen von Einliegerwohnungen in großen Einfamilienhäusern, das Modell »Wohnen gegen Haushaltshilfe«, die Umnutzung leerstehender Bürobauten u.v.m. möglich. Das Buch beleuchtet stadtplanerische, soziale, politische und historische Aspekte und listet detailreich auf, wie sich die Ansiedlung von Alt- und Neubürgern in den Städten und Dörfern so mischen lässt, dass keine Ghettos entstehen. Um die Flüchtlinge in die Gesellschaft zu integrieren, sollten wir sie in unsere vorhandenen Gebäude integrieren, so der Tenor.

Um seine Thesen zu veranschaulichen, arbeitet Fuhrhop mit dem Stilmittel des Szenarios. Immer wieder beschreibt er mit großem Enthusiasmus fiktive Situationen des künftigen Zusammenlebens, die manchem Leser allzu rosig und holzschnitthaft erscheinen dürften. Hier wird deutlich, dass das Buch in großer Eile entstanden ist, um rechtzeitig einen Beitrag zur Debatte leisten zu können. Wer sich von diesem Heile-Welt-Tonfall jedoch nicht abschrecken lässt, wird zahlreiche konstruktive und bedenkenswerte Vorschläge finden, wie sich das Wohnungsproblem lösen und gleichzeitig die Integration fördern lässt.

~Christian Schönwetter

Willkommensstadt. Wo Flüchtlinge wohnen und Städte lebendig werden
Von Daniel Fuhrhop
224 Seiten, Hardcover, 18 Euro
Oekom verlag, München 2016

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