Allgemein
Nicht von Pappe
~Ulf Meyer
In der traditionellen japanischen Architektur bestehen die Wände aus Papier. Das Motiv der Shoji hat Shigeru Ban erfolgreich für die zeitgenössische Architektur wiederentdeckt: Die Verwendung von Recycling-Papier und -Pappe als Baustoff hat ihn zu einem weltweit geschätzten Architekten gemacht. Nun wurde Shigeru Ban mit dem Pritzker Prize ausgezeichnet. Damit geht der Preis zum zweiten Mal in Folge nach Japan – und belegt die weltweite Bedeutung der japanischen Baukunst. Die Jury würdigte insbesondere Bans kreativen und innovativen Umgang mit Materialien und die damit einhergehende Erweiterung des architektonischen Bereichs um ungewöhnliche Aufgaben. Der 1957 in Tokio geborene Entwerfer, der in New York und Los Angeles Architektur studiert hat, bevor er sich in seiner Heimatstadt selbstständig machte, wurde besonders für seine Entwürfe für Notunterkünfte aus Pappröhren für Bürgerkriegs- oder Erdbeben-Opfer bekannt. Nur Experten wissen, dass die Mehrheit seiner Werke nichts mit Bans Ruf, »human und ökologisch« zu bauen, zu tun hat, sondern von meist strahlend weißen Villen, Fotostudios oder Zahnarztpraxen aus Stahl gebildet wird. In der Hamburger HafenCity sollen in den nächsten Jahren drei Doppel-Wohnhochhäuser nach Entwurf von Ban gebaut werden. Bekannt geworden in Europa mit dem Japanischen Pavillon auf der Expo 2000 in Hannover, hat Ban mit dem neuen Centre Pompidou in Metz (F) (s. db 8/2010, S. 61) und zuletzt in der Schweiz reüssiert: Beim Tamedia-Gebäude in Zürich (s. db 5/2013, S. 45 f.) hat er erstmals Holz als tragendes Baumaterial für große, innerstädtische Bürohäuser wieder eingeführt.
Teilen: