Etwa ein Viertel aller Studierenden in Niedersachsen ist an der Leibniz-Universität in Hannover immatrikuliert – rund 28 000 angehende Akademiker mit Bedarf an erschwinglichem Wohnraum. Doch 20 Jahre lang wurde kein neues Wohnheim mehr gebaut. Fast schon sensationell darf man deshalb die Sanierung und Umnutzung des ehemaligen Rot-Kreuz-Heims und seine Erweiterung um vier Neubauten nennen.
Seine Lage am Georgengarten ist überaus charmant, zumal von hier aus sämtliche Fakultäten fußläufig erreichbar sind. Wegen ihrer ungezwungenen Einfügung in die Parklandschaft waren die Bestandsgebäude aus dem Jahr 1953 seinerzeit mit dem Lavespreis bedacht worden. Heute sind dort im EG 17 barrierefreie Einzelapartments und eine Wohngemeinschaft untergebracht. Jeweils zwei der neuen, dreigeschossigen Häuser sind mit einem überdachten, offenen Treppenhaus zu einer Einheit verbunden.
Zwischen den locker gruppierten Baukörpern entstand ein geschützter, gemeinschaftlich nutzbarer Innenhof. Durch die versetzte Anordnung aller Kubaturen zueinander ergeben sich vielfältige Wege- und wunderbare Sichtbeziehungen innerhalb des Ensembles. Inmitten von 80 ausgewachsenen Bäumen, wirkt die Anlage wie eine gewachsene Struktur.
Da das Grundstück im Überschwemmungsgebiet der Leine liegt, durften die Architekten im Parterre der Neubauten keine Wohnräume einplanen. Dort befinden sich stattdessen Arbeitsräume, Waschmaschinen und Büros des Studentenwerks. Das EG zeigt ein Verblendmauerwerk, dahinter folgt eine Kerndämmung aus hochwärmedämmendem Polyurethan vor einer WU-Betonkonstruktion mit zusätzlicher Verbundabdichtung; die Brüstungshöhe orientiert sich am höchsten Wasserstand der letzten 100 Jahre, sodass lediglich in den Türen Hochwasserschotts erforderlich waren.
Immerhin 80 Bewohner dürfen sich nun über 64 Einzelapartments und vier Vierzimmerwohnungen freuen, 56 weitere Personen finden im sanierten Bestand Platz. Während außen dezentes Grau vorherrscht, bietet das helle, freundlich gestaltete, schnörkellose Innenleben modernen Komfort mit farblichen Akzenten in Küchen und Nassräumen. Die Veränderung der Raumstruktur, etwa das Zusammenlegen mehrerer Einheiten, lässt sich dank der Ausführung sämtlicher Wohnungstrennwände in Leichtbauweise problemlos bewerkstelligen.
- Standort: Lodyweg 1, 30167 Hannover
Architekten: ACMS Architekten – Architektur-Contor Müller Schlüter, Wuppertal
Bauzeit: Februar 2015 bis Juli 2016 (Neubauten), Oktober 2016 (Umbau)