Ja, für einen Moment denkt man an Zaha Hadids Messner Mountain Museum auf dem Kronplatz (s. db 11/2015); die filmische Installation auf dem Gaislachkogl lässt sich damit – abgesehen von den inszenierten Ausblicken und vom nachträglich auf dem Dach drapierten Gestein – aber allein schon deshalb kaum vergleichen, weil hier kein gähnen machendes Museum entstanden ist, sondern so etwas wie ein gebauter Trailer, ein kleiner Erlebnisparcours, körperlich erfahrbares James-Bond-Branding. Die Betreiber der Bergbahnen Sölden sind mächtig stolz auf ihre Bond-Drehorte im Gebirge und haben mit Erlaubnis der Rechteinhaber EON Productions und MGM ein Konzept zum Schwelgen in 007-Feeling erstellt, das in keine Schublade passt. Zusammen mit dem Creative Director der letzten vier Bond-Filme, Neal Callow, und dem Spezialisten für digitale Bildwelten Tino Schaedler entwarf Johann Obermoser, der Architekt des Gourmetrestaurants »ice Q«, das im Film »Spectre« als Vorlage für die unterkühlte Hoffler-Klinik diente, eine Abfolge suggestiver Räume, die den Besucher räumlich schnell gefangen nimmt, aber auch herausfordert: Auf einen abschüssigen, hoch-schmalen Gang mit Trailer-Projektion folgt eine breit angelegte Außenterrasse mit umwerfender Aussicht über die Ötztaler Alpen. Nach dem Bergluftbad geht es zu einer filmischen Einführung, weiter auf schiefen Ebenen in ein verwirrendes Spiegelkabinett, durch schmale Durchlässe zu weiteren Projektionsspielereien und Panoramen, zu kleinen Kompartimenten mit allerlei bondtypischem Technik-Schnickschnack weiter in Räume, die Spannungsmomente der Söldener Drehszenen thematisieren, und schließlich über den Bookshop mit Informationsnischen wieder hinaus. Das alles ist platzsparend umeinander und untereinander geschlängelt und v. a. sehr stark an den visionären Szenografien des Set-Designers Ken Adams orientiert. Für Bond-Fans ein mäßig informatives, auf Dauer recht frostiges, aber atmosphärisches Erlebnis, für Architekten eine gebaute Feier der Möglichkeiten räumlich-dramaturgischen Gestaltens in reichlich Sichtbeton und Black-Inox-Stahl, für die Beteiligten eine echte Herausforderung, auf 3 040 m in Permafrost und Schneegestöber ein Gebäude zu verankern, das spektakulär und wie schon immer dagewesen zugleich erscheinen muss – und das tatsächlich tut.
- Standort: Gaislachkogl, A-6450 Sölden
Architekten: Obermoser arch-omo, Innsbruck (Johann Obermoser)
Bauzeit: Mai 2017 bis April 2018, Eröffnung: Juli 2018